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Channel: Zucht – Whippets de Lobito Azul
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Gedanken zum Whippet

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Heute möchte ich einen Artikel mit euch teilen, der zwar „Gedanken zum Whippet-Zuchtziel“ heißt und mit diesem Titel wohl eher Züchter anspricht, den ich aber auch jedem Whippetinteressenten nahelegen kann.

Verfasst wurde der Text von Dr. Heinz Weidmann, der zusammen mit seiner Frau Myrta ab 1970 Whippets und Greyhounds unter dem Zwingernamen „of Goldenblue“ züchtete. Lange Jahre war er nicht nur als Teilnehmer auf Ausstellungen und Sportveranstaltungen in ganz Europa unterwegs, sondern auch als Richter. Nebenbei wurde noch der WWCS gegründet, der sich ausschließlich um die Interessen der Whippets und Italienischen Windspiele kümmert.
Im Alter von mittlerweile 90 Jahren hat sich Heinz Weidmann zwar im vergangenen Jahr offiziell aus der Zucht zurückgezogen, doch teilen beide noch immer gerne ihr umfangreiches Wissen mit anderen Interessierten.
Und wenn ich schreibe, sie teilen es gerne, dann ist das in diesem Fall wirklich so. Selten habe ich in meinem Leben so offene, herzliche Menschen erlebt, die mit so viel Herz und Verstand ihrer Leidenschaft nachgehen.
Um ehrlich zu sein, ich kann mir schwer vorstellen, dass es im deutschsprachigen Raum noch mehr Menschen gibt, die einen derart großen Erinnerungsschatz besitzen.
Einen kleinen Einblick kann man übrigens im Büchlein „Mein Whippet – Erkenntnisse und Bekenntnisse“ gewinnen, das direkt bei Heinz Weidmann zu beziehen ist.

Der in der Zeitschrift „Unsere Windhunde“ im Oktober 2014 veröffentlichte Artikel „Gedanken zum Whippet-Zuchtziel – Den Whippet erhalten oder verändern?“ ist großteils ein Auszug aus eben diesem Buch.
Mit einem Klick auf diesen Link gelangt man zur pdf-Datei.

Sehr treffend und ehrlich wird darin beschrieben, was die Rasse Whippet ausmacht und worauf man sich einstellen muss, wenn man einen Whippet als Mitglied in seine Familie aufnimmt.
Zum ersten Mal wurde meines Wissens darin auch öffentlich in einer Verbandszeitschrift das Thema Einkreuzung von Greyhounds angesprochen, ein Thema, das leider immer noch brandaktuell ist.
Daher rührt wohl auch der Titel, denn natürlich ist es in der Rassehundezucht ein Problem, wenn man Fremdrassen einkreuzt und für die Nachkommen falsche Pedigrees ausstellt – und sie dann in einen Wettbewerb mit den reinrassigen Hunden stellt.
Der englische Whippet ist kein kleiner Greyhound, er war es nie und soll es auch nicht werden.
Diese Einkreuzungen von Greyhounds in jüngster Vergangenheit sind mittlerweile bewiesen, doch Konsequenzen gibt es keine. Höchstens für die Hunde selbst, die unter der besonderen Verletzungsanfälligkeit aufgrund ihrer höchst speziellen Anatomie leiden…

Schmunzeln musste ich damals übrigens über die Bezeichnung „Laufraubtier“, denn sie passt einfach zu gut.
Whippets sind immer im Jagdmodus, je nach Situation eben mehr oder weniger, und dieser Jagdmodus bleibt auch im Hund, egal, was ich erziehungstechnisch mit ihm anstelle.
Natürlich kann ich ihn mit entsprechend großem Druck hemmen, weit kommt man damit jedoch nicht. Und ein glückliches Zusammenleben sieht anders aus.
Langsam setzt sich jedoch die Erkenntnis durch: Man muss diesen Jagdmodus gar nicht aus dem Hund herausbekommen, sondern kann ihn wunderbar für das positiv und auf Kooperation aufgebaute Jagd(ersatz)training nutzen.
Whippets sind nämlich ziemlich schlaue Hunde, die bei fairer Behandlung sehr gerne mit ihrem Menschen zusammenarbeiten. Zumindest das ist keine neue Erkenntnis 😉

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Suprelorin – mehr als nur ein „Kastrationschip“

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Da ich immer wieder zu den Einsatzbereichen von Suprelorin befragt wurde und es neulich Thema einer Züchterschulung war, möchte ich dem Wunsch nach einem kurzen Beitrag heute gerne nachkommen.

Die chemische Kastration hat in der Tiermedizin bereits eine lange Tradition.
Vor 30 Jahren ließ mein Vater unseren Malamuterüden mit einer „Kastrationsspritze“ vorübergehend unfruchtbar machen, das Ergebnis könnt ihr hier bewundern:

Mein Vater stieg daraufhin auf die Sterilisation des Rüden (Vasektomie) um, eine noch ältere, effektivere und nebenwirkungsärmere Form der Unfruchtbarmachung 😉

Die alten „Hormonspritzen“ sind künstliche Geschlechtshormone, die die Rezeptoren blockieren bzw. die Wirkung der körpereigenen Geschlechtshormone aufzuheben versuchen. Die Ausdrücke „Läufigkeit wegspritzen“ oder „Pille“ und „3-Monats-Spritze“ für die Hündin sind ebenso geläufig und Hormonspritzen wirken, indem die Läufigkeit oder der Eisprung unterdrückt werden.
Mit Suprelorin haben diese Hormonspritzen jedoch nichts zu tun und das ist wichtig zu erwähnen, denn mit Recht sind diese Methoden als unsicher und nebenwirkungsreich (Tumore, Zystenbildungen, Gebärmutterentzündungen usw.) verschrien.

Das Suprelorin-Implantat mit dem Wirkstoff Deslorelin wird häufig als Kastrationschip für Rüden bezeichnet und die Art der Applikation erinnert auch an den Chip, den mittlerweile ja alle unsere Hunde tragen sollten.
Man setzt das weiße, längliche und 1,2cm bzw. 2,4cm große Implantat nämlich mit einer scharfen Kanüle unter die Haut des Hundes, und zwar zwischen die Schulterblätter, wo es über Monate bis Jahre hinweg seinen Wirkstoff abgibt und sich irgendwann auflöst. Also meistens.
Der etwas kleinere Transponder/Chip aus Glas zur Identifikation des Hundes wird auf die selbe Art links oder rechts am Hals platziert und macht dort gar nichts, außer manchmal zu wandern.
Das Suprelorin-Implantat kann dagegen sogar noch mehr, als nur einen Rüden unfruchtbar zu machen und den Testosteronspiegel zu senken, ihn also chemisch zu kastrieren.
Deshalb ist die Bezeichnung „Kastrationschip“ für mich nicht wirklich stimmig und ich werde den Begriff „Implantat“ verwenden, es meint aber das selbe Produkt.

Vergleich Chip und Implantat
Vergleich Chip und Implantat

Zuerst möchte ich kurz erklären, wie Deslorelin wirkt, damit ihr die Anwendungsmöglichkeiten auch nachvollziehen könnt:

Deslorelin ist ein GnRH-Analogon bzw. GnRH-Agonist, das heißt, es ist eine künstliche Form des Hormons GnRH und wirkt im Körper wie dieses, allerdings ca. 150-fach stärker als natürliches GnRH!
GnRH ist ausgeschrieben noch viel umständlicher auszusprechen, nämlich gonadotropin releasing hormone, und wichtig ist eigentlich nur zu wissen, was der Name aussagt: GnRH wirkt im Gehirn, indem es die Hypophyse (eben eine Hormondrüse) anregt, die Hormone FSH und LH auszuschütten. FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) regulieren die Produktion von Eizellen (eben Follikeln) und Spermien und die der Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron.

Und damit sind wir auch schon bei einem Knackpunkt: Deslorelin wirkt bei beiden Geschlechtern!

Der Rest ist schnell erklärt:
Durch einen Überschuss an künstlichem GnRH reduzieren sich die Rezeptoren für GnRH in den dafür empfänglichen Zellen und es wird weniger FSH und LH produziert, demnach eben auch weniger Sexualhormone. Der Rüde produziert keine Samen, die Hündin hat keinen Zyklus mehr. Man nennt das GnRH-(Rezeptor-)Downregulation, also ein „Herunterschrauben“ der GnRH-Rezeptoren und GnRH-Produktion. Es kommt zur Suppression der Hypophysen-Gonaden-Achse, was auf gut Deutsch die Unterdrückung des Regelkreises zwischen Hypophyse und Gonaden (das sind die Keimdrüsen, Eierstöcke und Hoden) meint.
Davor kommt es allerdings zu einem extremen Anstieg der Sexualhormone, da ja erst mal viel neues GnRH im Körper zirkuliert und viel FSH und LH freigesetzt wird. Dieser Peak findet in den ersten 4-6 Wochen nach dem Setzen des Implantats statt und nachdem ich ihn vor bald 8 Jahren selbst bei einem Rüden getestet habe, kann ich bestätigen: Hypersexualität tritt auf 😉
Wie dieser Mechanismus bei Hündinnen genutzt wird, beschreibe ich weiter unten.
Je nach Wirkstoffmenge und Größe des Hundes (plus anderer, individueller Faktoren) wirkt das Implantat 6-12 Monate oder sehr viel länger!
Ist der Wirkstoff aufgebraucht, läuft die körpereigene Hormonproduktion wieder an, die Hunde werden im Regelfall wieder normal fruchtbar.
Wie bereits erwähnt, löst sich das Implantat theoretisch vollständig auf, was aber bei manchen Hunden sehr lange dauern kann. Länger, als die Wirkung anhält.

Die aktuelle Zulassung bezieht sich zwar auf den Einsatz bei Rüden, Katern und männlichen Frettchen, doch die Anwendung bei weiblichen Tieren ist dennoch möglich und seit Jahren auch üblich. Neben Heimtieren werden auch Zootiere oft hormonell ruhiggestellt, um Gruppenhaltung zu erleichtern und dennoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf „das Genmaterial“ zugreifen zu können. Sogar Hühner werden damit behandelt, sie hören dann auf, Eier zu legen.
Beim Menschen werden GnRH-Analoga hauptsächlich bei der Frau eingesetzt, es ist also ein wirklich gut untersuchter Mechanismus, der der Anwendung von Suprelorin zugrunde liegt und er ist bedenkenlos auch bei der Hündin möglich, insofern man generell keine Bedenken hat.
Dass ein Produkt vor allem in der Tiermedizin nicht immer für jede mögliche und sinnvolle Anwendung zugelassen ist, hat auch den Grund, dass so ein Zulassungsverfahren aufwendig und teuer ist. Die Anwendung ohne Zulassung nennt man Off-Label Use und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die allermeisten von euch schon Medikamente off-label bekommen oder verabreicht haben. Mir fallen für mich zumindest auf Anhieb eine ganze Reihe ein. Daran ist also nichts schlimm oder verwerflich und ich wiederhole: Suprelorin kann bei beiden Geschlechtern zur Anwendung kommen und es ist so sicher (sprich nebenwirkungsarm oder nebenwirkungsreich), wie eine chemische Kastration eben sicher sein kann.

Wozu kann man Suprelorin nun nutzen?

1. Zur vorübergehenden Unfruchtbarmachung von Rüde oder Hündin, wobei man bei der Hündin den Zeitpunkt des Setzens beachten muss, um keine Läufigkeit auszulösen (Implantation im Metöstrus!).
Die Wirkung hält bei Rüden oft deutlich länger als 12 Monate an, bei Hündinnen kann sich eine Läufigkeit um bis zu 27 Monate verschieben.
Vorsicht ist geboten, wenn die Hündin bereits Zysten an den Eierstöcken hat. Durch die hormonelle Stimulation kann es zum Anwachsen der Zysten, in Folge auch zu Dauerläufigkeiten und zu einer Gebärmutterentzündung/Pyometra kommen, die ja eigentlich hormonell bedingt und nicht, wie manchmal angenommen wird, auf eine Infektion zurückzuführen ist. Zysten treten vor allem bei älteren Hündinnen auf, aber manchmal auch bei jungen, was vorher abgeklärt werden sollte.

2. Zur Induktion einer Läufigkeit bei der Hündin.
Durch die anfänglich verstärkte Freisetzung von FSH und LH kommt es beim Setzen des Chips im Anöstrus zu einer vorgezogenen Läufigkeit mit Eisprung, das heißt, die Hündin kann gedeckt werden und ist fruchtbar. Danach muss jedoch das Implantat wieder entfernt werden, denn sonst tritt ja die negative Rückkopplung ein. Auch hier gilt der Hinweis zu Zysten, Dauerläufigkeiten und Pyometra. Anders herum kann bei einer hormonell ruhiggestellten Hündin durch die Entfernung des Implantats eine Läufigkeit induziert werden und der Deckakt kann terminlich gut passend durchgeführt werden.

3. Zur Verschiebung der Pubertät und damit der Geschlechtsreife.
Dazu muss das Implantat sicherheitshalber bereits im Alter von 4 Monaten gesetzt werden, da es sonst uU eine verfrühte Pubertät/Läufigkeit auslöst. Das hat jedoch weitreichende Konsequenzen für die körperliche und geistige Entwicklung des jungen Hundes, einige davon sind nicht wieder aufzuholen oder zu reparieren. Theoretisch ist es jedoch möglich, eine junge Hündin mit 4 Monaten mit Suprelorin zu behandeln und wenn die Wirkung des Implantats nachlässt, bekommt sie ihre erste Läufigkeit bereits in einem Alter, indem man sie laut Zuchtverband decken lassen darf.

4. Bei Prostatavergrößerungen und gutartigen Prostataveränderungen beim Rüden.

5. Zur Verbesserung der Samenqualität beim Rüden, nach einem „Reset“ kann diese besser sein als vorher.

6. Als „Kastration auf Probe“, um zu testen, ob gewünschte oder unerwünschte Wirkungen eintreten.

7. Zur Behandlung von kastrationsbedingter Inkontinenz, Fellveränderungen, Wesensveränderungen und ggf. anderer Nebenwirkungen der Kastration.
Das ist nur auf den ersten Blick paradox. Da bei der Kastration nur die Keimdrüsen (wir erinnern uns –> Gonaden = Eierstöcke/Hoden) entfernt werden, produziert der Körper weiterhin FSH und LH, er will also Sexualhormone bilden. Schließlich melden die zuständigen Stellen „Zu wenig Testosteron/Östrogen vorhanden!“, also versucht er diesen Mangel auszugleichen. Da Sexualhormone nicht nur in den Keimdrüsen gebildet werden, sind andere Gewebe nun aktiver, z.B. die Nebennierenrinde.
Das ist auch der Grund dafür, dass bspw. Hündinnen mit einem hohen Testosteronspiegel (gerne als Rüdinnen bezeichnet 😉 ) nach der Kastration noch deutlich rüdenhafter und durchaus problematischer in ihrem Verhalten werden. Der Körper produziert nun ungehemmt vom Gegenspieler Östrogen u.a. in der Nebennierenrinde das Hormon Testosteron, es kommt zu einer Vermännlichung.
Aber man kann durch den Einsatz von Suprelorin diese Entgleisungen und die entsprechenden Nebenwirkungen reduzieren.
Insbesondere Harninkontinenz ist ein belastendes Problem für Mensch und Hündin, die genauen Ursachen der kastrationsbedingten Inkontinenz sind dabei jedoch unterschiedlich. Die Folgen sind neben der eigentlichen Inkontinenz leider auch chronische Blasenentzündungen, die sich auf die Nieren ausweiten können, und Scheidenentzündungen durch die chronisch gereizte Schleimhaut. Je nach Ursache kann aber auch hier Suprelorin helfen, indem es die Blasenkapazität verbessert/erhöht, was bei 50% der Hündinnen in den gemachten Untersuchungen der Fall war.

Wie empfehlenswert alle diese Anwendungsbereiche sind, muss jeder selbst für sich entscheiden. Die Recherche im Internet bringt Informationen en masse, man sollte jedoch auf die Seriösität der Quellen achten. Die Schweizer waren schon vor Jahren ziemlich aktiv, weshalb eine sehr gute Zusammenfassung mit umfassender Literaturangabe diese hier ist: Der Einsatz von Deslorelinazetat (Suprelorin®) in der Kleintiermedizin von Palm/Reichler, Klinik für Fortpflanzungsmedizin der Universität Zürich
Noch detaillierter kann man Einsatzgebiete bei intakten und kastrierten Hunden und Katzen hier nachlesen: Klick!
Da beim letzten Züchterseminar des ÖKWZR vom Referenten, Mag. Wolfgang Brynda (Tierarzt und für den Hersteller Virbac tätig), recht ausführlich über die Anwendungsbereiche in der Zucht (Induktion der Läufigkeit, vorübergehende Unfruchtbarmachung, Verbesserung der Samenqualität und Verschiebung der Pubertät) informiert wurde, würde ich mich bei Interesse an Virbac oder an den Tierarzt meines Vertrauens wenden und Informationen anfordern.
Dass Suprelorin neben der vorübergehenden Unfruchtbarmachung des Rüden auch noch zahlreiche andere Einsatzgebiete hat, ist eigentlich schon seit Jahren bekannt. Bereits 2010 habe ich in meinem Text zur Kastration auf der Hauptseite darauf hingewiesen, dass Suprelorin die Nebenwirkungen der Kastration teilweise reduzieren kann. Dennoch zeigt sich immer wieder, dass Halter betroffener Kastraten nichts davon wissen, was schade ist.

Zum Schluss noch diese Anmerkungen:
Nebenwirkungen sind bei der Anwendung am intakten Hund selbstverständlich vorhanden und auch zu erwarten. Diese umfassen zu einem großen Teil die üblichen Nebenwirkungen der Kastration, wie Wesensveränderungen, Fellveränderungen, Harninkontinenz der Hündin, oder eben Dauerläufigkeit durch hormonell aktive Zysten usw.
Berichtet wird immer wieder auch von anderen Nebenwirkungen, die sich nicht im Beipackzettel oder in den Zusammenfassungen dazu finden.
Zur Inkontinenz ist anzumerken, dass eine Harninkontinenz bei der intakten Hündin unter Suprelorin sehr sicher für eine Harninkontinenz auch nach der chirurgischen Kastration spricht. Auch so gut wie alle anderen Nebenwirkungen würden bei der endgültigen Kastration auftreten, sodass man es eben als eine Art Probelauf werten kann.
Wenn es um die Unfruchtbarmachung oder die chemische „Frühkastration“ geht, ist eine reversible Methode der endgültigen Kastration vorzuziehen. Die Nebenwirkungen verschwinden hier zumindest größtenteils wieder, wobei die durch eine chemische „Frühkastration“ ausgelösten Probleme am Bewegungsapparat oft nicht mehr zu beseitigen sind. Es fehlen dazu aber mehr Daten, zumindest sind mir keine bekannt. Da die Hoden schrumpfen (sie stellen ja ihre Aktivität ein), muss man bei jungen Rüden vor dem endgültigen Verschluss des Leistenspalts ebenfalls vorsichtig sein, sie können sonst wieder „nach oben“ rutschen und wir haben einen künstlichen Kryptorchiden…

Die Anwendung von Suprelorin wirft aber auch ethische Fragestellungen auf.
Beim Menschen ist die Anwendung von GnRH-Analoga nur in einem strengen Rahmen möglich und nicht als Daueranwendung, da die Nebenwirkungen sehr schwer sind. Oft werden sie als so unerträglich empfunden, dass selbst medizinisch dringend notwendige Behandlungen abgebrochen werden oder man eine Add-back-Therapie durchführt, also geringe Mengen Geschlechtshormone zuführt. Das schützt aber trotzdem nicht vor allen Nebenwirkungen und reduziert andere nur etwas. Hunde bekommen dieses Add-back-Verfahren nicht.
Die Anwendung bei transsexuellen oder intersexuellen Kindern vor der Pubertät führt dazu, dass sie keine sekundären Geschlechtsmerkmale ausbilden und erst durch das Hinzufügen weiblicher oder männlicher Sexualhormone ein eindeutiges biologisches Geschlecht entwickeln. Bei Hunden, die Suprelorin vor der Pubertät gesetzt bekommen, behält man diesen kindlichen und mehr oder weniger undefinierten Zustand bei.
Für manche mag es Vorteile haben, einen ewigen Welpen zu halten. Ob wir das Recht haben, einen Hund mental, emotional und körperlich, teilweise sogar kognitiv derart in seiner Entwicklung zu hemmen, darf man sich jedoch ruhig fragen.
Ich möchte jetzt ungerne die Kastration per se ablehnen, denn das führt bei Haltern von Kastraten oft zu Ablehnung und Informationen werden nicht mehr aufgenommen. Aber im Endeffekt basteln wir Menschen uns mit einer chirurgischen Kastration bei beiden Geschlechtern einen hormonell ziemlich entgleisten Körper, und das bezieht sich nicht nur auf Sexualhormone. Die Auswirkungen dieser hormonellen Entgleisung kann ich hier gar nicht alle aufführen, man kann nämlich ganze Bücher damit füllen (z.B. Kastration und Verhalten von Strodtbck/Gansloßer) und es kommen laufend neue Untersuchungen dazu. Aber egal, ob man selbst den Hund kastrieren ließ oder ihn kastriert übernommen hat, Suprelorin kann helfen, einige der Schäden etwas in Grenzen zu halten.
Im Falle der Inkontinenz, die leider bei großen Rassen häufig auftritt, würde ich Suprelorin einer lebenslangen Gabe von Propalin oder Caniphedrin & Co definitiv vorziehen. Selbes gilt für Fellveränderungen und andere Nebenwirkungen der Kastration, die gerade bei Tierschutzhunden leider oft nicht aus medizinischen Gründen vorgenommen wurde. Verschlimmern werde ich daran nichts.
Im Regelfall ist aber der intakte Körper doch der gesündere Körper.


Wie aus dem Nichts? Was wir aus Gendefekten lernen könnten

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Seit gestern wird auf FB eine sehr lesenswerte Präsentation geteilt, die kürzlich als Vortrag auf dem 1. Greyhound World Congress in Oslo gehalten wurde.
Man könnte jetzt einfach ein Like setzen und den Beitrag teilen, vielleicht noch die Aufforderung „Lesenswert!“ dazupacken und weiter zum Tagesgeschäft übergehen.
Aus Erfahrung weiß ich aber, dass das leider nicht unbedingt den gewünschten Effekt hat – nämlich mit dem Inhalt auch die zu erreichen, die es nötig hätten. Es ist natürlich fraglich, ob das hiermit besser funktioniert, aber weil ich das Thema so wichtig finde und weil steter Tropfen bekanntlich selbst die härtesten Steine irgendwann höhlt, möchte ich die Gelegenheit nutzen und einige der darin erwähnten Aspekte wieder einmal aufgreifen.

Der Vortrag lief unter der Überschrift
Greyhound Neuropathy – what lessons to learn?
und kann mit einem Klick auf den Link im Beitrag heruntergeladen werden. (Macht das, jetzt! 😉 )

Erbliche Neuropathie beim Greyhound – schon wieder so Greyhound-Kram, sollte das Whippetleute überhaupt interessieren?
Ja, sehr sogar. Dieser Vortrag sollte für alle Hundezüchter und für gut informierte Welpenkäufer interessant sein!
Nebenbei bemerkt ist er auch gut aufgebaut und gut verständlich, einzig die Sprache könnte ein Hemmnis darstellen.
Schön wäre außerdem, wenn tatsächlich etwas gelernt und vor allem angewandt werden würde…
Zur Vortragenden: Dr.med.vet. Barbara Kessler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der LMU München, darüber hinaus Greyhoundzüchterin und beteiligt an der Forschung zur Polyneuroptahie beim Greyhound. Genaueres zur Polyneuropathie des Greyhounds und zur Entdeckung der verantwortlichen Genregion findet man übrigens hier: A Deletion in the N-Myc Downstream Regulated Gene 1 (NDRG1) Gene in Greyhounds with Polyneuropathy

Es handelt sich bei dieser Präsentation also um fundiertes Wissen, ernstzunehmende Informationen und Ansätze 😉

Da die Hereditäre Polyneuropathie als Aufhänger dient, kurz ein paar Worte dazu: Es handelt sich dabei um eine neurodegenerative Erkrankung mit dominant-rezessivem Erbgang, die bereits in einem jungen Alter (ab 3 Monaten) auftritt und unweigerlich zum Tod führt, meist noch im 1., spätestens aber im Laufe des 2. Lebensjahres. Bedingt durch Veränderungen an den Nervenfasern kommt es zu verschiedenen Symptomen, die anfangs vor allem das Gangbild betreffen, es gesellen sich jedoch rasch weitere neurologische Auffälligkeiten hinzu, die Muskeln atrophieren, der Hund hat Probleme beim Schlucken, Bellen usw.
Unter „Gesundheit“ kann man hier mehr dazu auf Deutsch lesen: Rumford Greyhounds

Durch den 2009 entwickelten Gentest lassen sich jedoch Würfe mit erkrankten Welpen verhindern, sodass bei verantwortungsvollem Umgang mit der Mutation heute kein Greyhound mehr daran sterben muss. Bei einem Anteil von etwa 25% Trägern (1 von 4 Hunden) in der Population war das auch dringend notwendig.
Was jedoch nicht notwendig ist, und da gibt es immer wieder Verständnisprobleme, ist ein vollkommener Ausschluss von Trägern aus der Zucht. In diesem Fall wäre das eine Katastrophe gewesen, eine enorme Einschränkung des Genpools mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit der Hunde. Aber auch bei weniger verbreiteten Mutationen kann ein vollständiger Ausschluss von Trägern zum Auftreten neuer Erkrankungen führen, denn ich reduziere damit immer die durch geschlossene Zuchtbücher ohnehin geringe Diversität innerhalb einer Rasse.
An dieser Stelle möchte ich auf diesen Artikel verweisen, in dem ich kurz versucht habe, auf ein paar Grundlagen und die Wichtigkeit genetischer Diversität einzugehen.
Beim Thema Kryptorchismus kommt die Frage nach einem züchterischen Einsatz von Eltern und Geschwistern immer wieder auf und wie hier bereits ausgeführt: Es ist nicht sinnvoll, potentielle Träger auszuschließen, erst recht nicht bei komplexen Erbgängen mit möglicher Umweltbeteiligung.
Rund 70% der genetisch bedingten Gesundheitsprobleme beim Rassehund sollen durch rezessive Mutationen ausgelöst werden (Quelle: ICB), wir hätten also ein Problem, würden wir hier allzu rigoros vorgehen.

Prinzipiell ist der Greyhound nicht die einzige betroffene Rasse, die ursächlichen Mutationen betreffen jedoch unterschiedliche Gene, sodass man nicht einfach „einen Test für alle“ anwenden kann. Es zeigte sich im Rahmen der Forschung auch, dass diese spezielle Mutation nur in Showlinien auftrat, nicht in den untersuchten Rennlinien und nicht in anderen untersuchten Windhundrassen.
Und ab hier kann man nun auch als Whippetmensch bzw. generell als Hundemensch etwas lernen.
Denn wie kommt es zu so einer Verteilung und warum war dieser bereits bei Junghunden auftretende und tödliche Defekt überhaupt so weit verbreitet?
Statt der Neuropathie lässt sich eine beliebige andere Mutation mit dominant-rezessivem Erbgang einsetzen, z.B. die Myostatin-Mutation bei den Whippets, die nur in Rennlinien vorkommt (um das Fingerzeigen auf die Showhundezucht gleich mal zu unterbinden), MDR1 bei Hütehunden und deren Verwandtschaft und was es leider noch so alles gibt.

Zwei Hauptursachen für die Verbreitung werden in diesem Vortrag genannt:
Die Matadorzucht (bekannt auch der Begriff Popular-Sire-Effekt) und die massive Inzucht zur Produktion immer einheitlicherer Greyhounds mit den gewünschten optischen Merkmalen.
Dass Inzucht nicht gesund ist und Matadorzucht schädliche Effekte mit sich bringt, ist nicht neu. Inzuchttabus gibt es in jeder Gesellschaft und so gut wie alle Tiere und Pflanzen versuchen durch zahlreiche Mechanismen, anatomische bzw. reproduktive Besonderheiten und Verhaltensweisen Inzucht zu vermeiden.
Das wissen wir doch eigentlich alle, oder sollten es zumindest wissen.
Die Geschichte vom Malzhund, die die Genetikerin Irene Sommerfeld-Stur übersetzt und auf ihrer Homepage zur Verfügung gestellt hat, ist ebenfalls bereits seit 20 Jahren im Umlauf.
Aber es ist viel zu vielen Menschen egal, denn entweder hatten sie bisher Glück und mussten noch keine negativen Folgen dieser Zuchtpraktiken erleben, oder aber, was sehr viel wahrscheinlicher ist, sie führen es nicht darauf zurück.
Als dritte Möglichkeit ist eine gewisse „Wurschtigkeit“ anzuführen, nicht für jeden hat ein Hund den selben Stellenwert und man kann über das produzierte Leid hinwegsehen, wenn dafür Show- oder Sporterfolge winken.

Das hohe Inzuchtniveau innerhalb der Showgreyhoundpopulation rührt daher, dass es sich um eine eher seltene Rasse handelt (auf mich wirkt es momentan jedoch, als gäbe es eine Tendenz nach oben, denn noch sind Erfolge mit einer so glamourösen und showigen Minderrasse leicht zu holen), die noch dazu schon seit Jahrzehnten quasi nicht mehr mit der riesigen Rennhundpopulation vermischt wurde. Entsprechende Analysen zeigen das ja auch, genetisch sind die beiden Populationen so weit voneinander entfernt, dass man sie als unterschiedliche Rassen werten könnte.
Auch sind die Folgen der Inzucht schon ein wenig ein Problem der reinen Showhundezucht, denn einheitliche Optik erzielt man am schnellsten und effektivsten eben durch Inzucht. Zusätzlich müssen Showhunde in der Regel nicht mehr hart arbeiten und Leistung erbringen, also erfolgt auch keine Selektion auf hohe Widerstandskraft und Belastbarkeit. Verschiedene Untersuchungen am Labrador Retriever und an diversen anderen Rassen zeigten, dass Hunde aus Leistungslinien eine höhere genetische Diversität aufweisen.

Aber zurück zur Hereditären Neuropathie und all den anderen Defektgenen.
Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde also ein Rüde geboren, der diese zufällige Mutation trug. Es war offensichtlich ein beeindruckender Ausnahmerüde und er wurde gerne zur Zucht verwendet, hatte also entsprechend viele Nachkommen. Da es insgesamt nur wenige Showgreyhounds gab und davon noch weniger in der Zucht eingesetzt wurden, darüber hinaus die Inzucht/Linienzucht die Zuchtpraxis der Wahl war und ist, verbreitete sich diese Mutation rasant.
Ein mutiertes Allel zu tragen ist für den Hund kein Nachteil, das „gesunde“ Allel sorgt schon dafür, dass im Körper alles richtig läuft. Blöderweise sieht so aber auch niemand, dass hier etwas im Verborgenen schlummert. Das wird erst offensichtlich, wenn Welpen mit zwei mutierten Allelen geboren werden, die Krankheitssymptome zeigen. Und auch dann wird in der Regel erst mal abgewartet, ob sich Fälle häufen.
Es ist manchmal also schon 5 vor 12, bevor entsprechende Handlungen gesetzt werden.

Diesen Effekt haben wir in so vielen Rassen mit den verschiedensten Defekten, auch beim Whippet. Beim Whippet sind es eben andere Gesundheitsprobleme, am stärksten auf dem Vormarsch sind wohl autoimmunbedingte Erkrankungen mit allen Facetten und mit nicht weniger drastischen Auswirkungen (übrigens kurz erwähnt im Vortrag).
Anhand betroffener Hunde und deren Pedigrees lässt sich bei manchen Erkrankungen sehr leicht ein potentieller Vererber finden, dazu muss man als Züchter jedoch aufmerksam und in der Lage sein, Verknüpfungen herzustellen. Und es braucht Gleichgesinnte, die sich an der Suche nach Informationen beteiligen.
Bei der Myostatin-Mutation lag der Grund für die Verbreitung womöglich darin, dass Träger der Mutation leistungsfähiger sind als andere. Man wusste anfangs natürlich nicht, dass die Hunde eine Mutation tragen, insofern kann man keine bösen Absichten unterstellen.
Dass MDR1 und CEA beim Silken Windsprite vorkommen und dort auch viele Tiere Träger oder Betroffene waren, liegt daran, dass in einer neuen Rasse zwangsweise sehr viel Inzucht bzw. Inzest betrieben wird, um Merkmale zu festigen. Nur festigt man eben nie nur das, was man sieht, sondern auch das, was noch verborgen ist. Und 50 Jahre später knabbert man noch immer daran.
Beim Dobermann gibt es seit Jahren das Problem mit der DCM (50-60% der Hunde sind betroffen und sterben daran) und der Zuchtverband negiert es, in verschiedenen Retrieverrassen grassieren unterschiedliche Krebsarten und sorgen für den frühen Tod halber bis ganzer Würfe und Basenjis gingen am Fanconi-Syndrom fast zugrunde, bevor man mit Importen eine Rettungsmission startete. Die Liste lässt sich für jede einzelne Rasse erweitern.
Die Ursachen sind immer identisch, denn es liegt nicht an einzelnen Hunden, es liegt an den Zuchtpraktiken.

Zu sagen, der Whippet wäre eine gesunde Rasse, ist also ziemlich naiv.
Wir Whippetleute sind auf dem besten Weg, in die selbe Falle zu tappen wie die Greyhoundleute: Wir trennen immer mehr die Show- und Rennlinien voneinander, nutzen auf beiden Seiten einzelne Rüden übermäßig oft, achten viel zu wenig auf kleine Warnzeichen, nutzen noch zu selten die Möglichkeiten von Gesundheitsuntersuchungen und Genanalysen und stellen Showerfolge und Millisekunden vor alles andere.

Gelernt haben auch „wir“ bisher noch nichts, das ist das negative Fazit, das man allerdings für viele (alle?) Rassen ziehen kann.
Zu oft heißt es noch, „das“ betrifft „uns“ nicht, leider sogar häufig „das“ betrifft „mich“ nicht.
Ich empfinde das Beispiel der Polyneuropathie beim Greyhound als recht eindrücklich geschildert und gut nachvollziehbar.

Folgendes positives Fazit könnte man ziehen: Wir wissen mittlerweile, dass die gewohnten Zuchtpraktiken ganz konkret Leben kosten. Wenn nicht unmittelbar, dann auf mittel- oder langfristige Sicht. Daher sollten wir sie nicht mehr unreflektiert anwenden.
Wir können mittlerweile auf zahlreiche Defektgene testen und die Forschung schreitet rasch voran. Einzig den richtigen Umgang mit Findings und Trägern muss man lernen.
Wir können genomische Inzuchtkoeffizienten ermitteln lassen und darauf bei unseren Verpaarungen achten. Das ist einfach, da bleibt nicht viel Interpretationsspielraum.
Wir können mithilfe moderner Methoden auf die genetische Vielfalt achten, sei es generell oder ganz speziell im Bezug auf die für das Immunsystem relevanten DLA-Haplotypen. Auch das liefert eindeutige Handlungsempfehlungen.
Wir können Diversität auch auf die „alte“ Art und Weise fördern, indem wir Show- und Leistungslinien wieder durchmischen, alte Linien nutzen und uns nicht von Menschen beeinflussen lassen, die das als Nonsens abtun und Hunde aus solchen Verpaarungen als „weder Fisch noch Fleisch“ bezeichnen. (Kleiner Hinweis am Rande: Die Kritiker haben meistens Unrecht, was sie wüssten, würden sie über den Tellerrand schauen 😉 )
Wir könnten also die Hunde in den Vordergrund stellen und es würde uns nichts kosten, außer ein bisschen Mut, in anderen Bahnen zu denken.
Ok, und vielleicht ein paar Euro. Ein Test auf über 170 monogene Erkrankungen und die individuelle genetische Diversität ist bereits ab 99,- zu haben…

Bitte schaut euch also diese Präsentation an, besucht oder organisiert gar Vorträge, lest auf den vielen Seiten von Leuten wie Irene Sommerfeld-Stur (oder kauft ihr Buch) oder eben auch The Greyhound Show (die immer wieder interessante Artikel online stellen), dem Institute of Canine Biology usw., nutzt entsprechende Gruppen und fragt, wenn ihr etwas nicht versteht. Wissen ist dazu da, geteilt und angewandt zu werden. Wer sich mit diesen Themen beschäftigt, tut das im Regelfall erst mal aus purem Idealismus und nicht, weil er sich über andere stellen will. In der Hoffnung, dass eben doch der eine oder andere etwas lernt.


Whippetzucht im DWZRV 2012 -­ 2017: Eine Analyse & Handlungsempfehlungen

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Whippetzucht im DWZRV 2012 -­ 2017

Unter diesem Link findet sich eine Analyse des Zuchtgeschehens im DWZRV (Deutscher Windhundzucht- und Rennverband) aus populationsgenetischer Sicht und unter einer kurzen Bezugnahme auf die Möglichkeiten moderner genetischer Untersuchungsmethoden (genetische Diversität, siehe dazu auch Genomweite DNA-Analysen als Möglichkeiten in der modernen Hundezucht I).

Ich möchte nur kurze Passagen herausgreifen, die ich für sehr wichtig halte, empfehle Züchtern aber dringend, diese Zusammenfassung komplett zu lesen – mehrfach, wenn es sein muss, damit es verstanden und angewandt werden kann!

Welpeninteressenten möchte ich diesen Text ebenfalls ans Herz legen, auch wenn mir bewusst ist, dass es vielleicht ein bisschen viel verlangt ist, dies zusätzlich bei der Züchterwahl zu berücksichtigen. Es muss Welpenkäufern aber bewusst sein, dass sie maßgeblich dazu beitragen, wie gezüchtet wird.

„Eine populationsgenetische Betrachtung des Zuchtgeschehens beim Whippet und deren Einbeziehung in die Zuchtplanung erscheint höchst sinnvoll, um den Genpool zu erhalten, die Zunahme des Inzuchtgrades zu kontrollieren und die Ausbreitung von Erbkrankheit einzudämmen.“

Einfach weiterwurschteln wie bisher bringt es nicht.

„Bedenklich ist dagegen der durchgängig hohe Inzucht-­Zuwachs über 2,5 % in sämtlichen betrachteten Jahren, mit 65 Würfen mit einem Inzucht‐Koeffizienten von über 6,25%.
(…)
Es ist also davon auszugehen, dass der Inzuchtgrad in der DWZRV-Whippetpopulation noch wesentlich höher anzusetzen ist, als es die Zahlen in diesem Artikel vermuten lassen. Weil die genetische Diversität bzw. der Mangel daran ein wichtige Rolle beim Entstehen von Autoimmun-Erkrankungen spielt, passen diese Ergebnisse zu den inzwischen häufiger bei Whippets aufretenden Krankheiten wie Futtermittelallergie, Demodekose oder Symmetrische lupoide Onychodystrophie.
(…)
Da der Inzuchtkoeffizient immer nur eine berechnete Schätzgröße ist, geben DNA‐Untersuchungen zur genetischen Diversität des Individuums natürlich wesentlich genauere Auskunft. Dies ist ein Werkzeug, welches zukünftig intensiver genutzt werden sollte, will man ernsthaft die genetische Diversität der im DWZRV gezüchteten Whippets steigern.“

Es wäre also jetzt Zeit, endlich zu handeln. Und zwar kann man folgendermaßen anfangen:

„• Verbot der Inzestzucht. Verpaarungen mit einem höheren Inzucht-­Koeffizient als 6,25 % über fünf Generationen sind genehmigungspflichtig.

• Festlegung des durchschnittlichen Inzucht-­Koeffizienten für die in einem Jahr geborenen Welpen auf maximal 3,5 % (berechnet auf 7 Generationen).

• Limitierung der Nachkommen eines Elterntieres auf maximal 5 % der in fünf Jahren in europäischen FCI-­Ländern eingetragenen Welpen dieser Rasse.

• Neben diesen rein zahlenbasierten Einschätzungen und Maßnahmen kann man inzwischen auch auf andere Mittel zurückgreifen, um die genetische Diversität bei den einzelnen Verpaarungen zu erhöhen. Die Nutzung eines DLA-­Haplotypen-­Tests (Feragen, MyDogDNA) als Werkzeug zur Paarungsplanung erscheint höchst sinnvoll.“

Ich handle bereits entsprechend.
Lori (Naturatas Don’t Worry Be Happy) war u.a. die erste in Österreich stehende Whippethündin, bei der eine Analyse von MyDogDNA durchgeführt wurde, wie man auch im Artikel sehen kann.
Hier findet sich der Link zu ihrem Profil: MyDogDNA-Analyse Naturatas Don’t Worry Be Happy

Das heißt nicht, dass meine Welpen gesünder sein werden als andere, denn mir stehen auch nur die Hunde zur Verfügung, die andere haben. Wir sitzen alle im selben Boot, schöpfen aus dem selben Genpool und man kann als Züchter nicht alles kontrollieren. Aber man kann sich Mühe geben und lernen.
Die Bedingungen, unter denen wir Hunde züchten, haben sich stark geändert und zum Teil durchaus verschlechtert. Nicht zuletzt aufgrund der Zuchtpraktiken vergangener Jahrzehnte (siehe auch Wie aus dem Nichts? Was wir aus Gendefekten lernen könnten).
Es freut mich daher sehr, dass Loris Züchterin und auch die Besitzerin von Loris „Verlobten“ diesbezüglich so eng mit mir in Austausch stehen.
Vielen Dank für euer Vertrauen, ohne konstruktive Zusammenarbeit sieht es nämlich schlecht aus!

Vielleicht möchten auch andere Züchter zukünftig die Anregungen umsetzen oder vielleicht möchten sogar Zuchtverbände entsprechende Bestimmungen in ihre Zuchtordnungen aufnehmen und mit anderen Zuchtverbänden kooperieren. Es wäre sehr sinnvoll und würde den Zweck eines Zuchtverbandes unterstützen.

Was bringt 2018?

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Hoffentlich weiterhin viel Gutes natürlich, der Start war schon mal vielversprechend!

Langfristigen Planungen stehe ich persönlich ja immer skeptisch gegenüber, weil das Leben einfach zu unvorhersehbar ist. Trotzdem habe auch ich welche, und einer dieser sehr langfristigen Pläne ist der C-Wurf. Damit bin ich nicht alleine, denn die Mehrheit der Interessenten wartet auf das Ergebnis dieser Planung, einen kleinen lobito azul, auch schon mehrere Jahre.
Das grobe Konzept steht also bereits eine züchterische Ewigkeit und daher bin ich verständlicherweise extrem gespannt und absolut davon überzeugt, dass wir gegen Herbst einen wunderbaren Wurf hier liegen haben werden 🙂
So ambitioniert wie rund um Weihnachten geübt wurde, war es wirklich schwer für mich, nicht einfach jetzt schon zu fahren…
Erst recht, wenn man dann so nette Specklinge sieht wie die von Loris Halbschwester Lynn (G-Wurf bei Naturatas). Farblich könnte der C-Wurf übrigens ganz ähnlich ausfallen und ich hoffe, sie sind auch so schön gleichmäßig kräftig. Und so eine Bilderbuchgeburt hätte ich auch gerne wieder!

Aber wenn mir eins liegt, dann ist es geduldig zu warten und nebenbei andere Dinge am Laufen zu halten. Unser Jahr wird definitiv nicht langweilig, das ist jetzt schon klar. Wobei, wann war mir zuletzt langweilig?

Auf der Checkliste steht bspw. noch die große Herzuntersuchung in der TK Sattledt (Mitglied des CC Collegium Cardiologicum) und die große Augenuntersuchung in der TK Oberalm (Mitglied im Arbeitskreis Veterinär Ophthalmologie AKVO und ECVO und ESVO und FVO).
Warum mir vor allem die Herzuntersuchung wichtig ist, steht übrigens hier.

Die Probe für das Update von Loris MyDogDNA-Analyse liegt auch schon im Labor in Finnland und wartet auf Bearbeitung, und bald darf ich euch hoffentlich auch noch die Analyse meines Herzbuben und seiner Familie zeigen 😉
Das neue Design ist sehr gelungen und es wird jetzt wirklich Zeit, hierzu noch ein wenig mehr Informationen bereitzustellen. Nicht für jeden ist der Sinn dieser Untersuchung auf den ersten Blick zu erkennen und die Möglichkeiten sind wesentlich umfangreicher, als man denkt. Ein Beitrag liegt schon seit dem Sommer unvollendet herum, vielleicht schaffe ich es noch im Februar…
Wer übrigens regelmäßiger von uns lesen möchte, der muss bitte auf FB vorbeischauen. Es fällt mir eben doch leichter, mal schnell was von unterwegs zu posten oder Infos zu teilen, der Blog ist etwas umständlicher zu füttern.

Neben gesundheitlichen Aspekten ist für mich die Aufzucht an sich ja sehr wichtig, weshalb auch hier die Vorbereitungen schon laufen. Meine neuen Welpenfamilien sind mir hier teilweise eine sehr willkommene Unterstützung, bekomme ich doch fachlich fundiertes Feedback, wenn es um Überlegungen zur konditionierte Entspannung mittels Duft (ich werde Tüchlein mit hochwertigen Aromaölen nutzen) und Ton (der RelaxoDog smart ist bereits eingezogen und bekommt einen separaten Beitrag) oder schadstoffarmes Welpenspielzeug usw. geht 😉

Und nachdem es im ersten Halbjahr keine Welpen gibt, werden wir vielleicht noch die eine oder andere Ausstellung mitnehmen. Genau genommen habe ich bereits für drei Shows gemeldet und zumindest drei weitere sind im Kalender vermerkt.
Ähem.
Naja, aber die Nachhitze muss man ausnutzen, ich bekomme Lori sonst einfach nicht richtig in Ausstellungskondition 😛

Wir werden uns ansonsten aber vorrangig um das kümmern, was bei Welpen im Haus immer zu kurz kommt: Um uns Menschen und um Menschendinge.
Es erwartet uns also ein arbeitsreiches Jahr, so wie eben auch das vergangene eines war, aber diesmal mit einem langersehnten Highlight!

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Schönheit & Leistung Part II

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Dieser Beitrag liegt schon einige Jahre auf Eis, heute habe ich mich jedoch entschlossen, ihn endlich einmal zu redigieren und zu veröffentlichen.
Langsam naht nämlich der C-Wurf und nach wie vor ist mir das Thema S&L eigentlich sehr wichtig, obwohl wir selbst nicht mehr an Windhundsportveranstaltungen teilnehmen und ich mit dem klassischen S&L auch so meine Probleme habe.

Denn: Was ist eigentlich „die Leistung“ in S&L?
Kann man die objektiv beurteilen, messen, züchten?

Illustration im FCI-Standard

Schönheit hatte ich in „Schönheit & Leistung Part I“ ja so definiert

Der Punkt Schönheit in S&L bedeutet, dass der Hund optisch dem zweckmäßigen Standard entspricht, eben weil im Bezug auf Windhunde der Standard an den ursprünglichen “Gebrauchszweck” angepasst ist.

– und dabei „Leistung“ bewusst ausgespart. Der Leistungsbegriff ist für mich persönlich nämlich wirklich sehr schwer zu definieren.
Im DWZRV und auch im ÖKWZR ist die Leistungskomponente in „S&L“ jedenfalls sehr eng gefasst: Leistung auf dem Coursingfeld, wie bei der Ausstellung durch Richter mehr oder weniger subjektiv bewertet und dann in Punkten und Platzierungen zusammengefasst, oder Leistung auf der Bahn, auf hundertstel Sekunden genau berechnet und abhängig von diversen Faktoren.
Läuft ein Hund mehrere Saisonen lang gegen große Konkurrenz unter verschiedenen Richtern auf hohem Niveau und bleibt dabei weitgehend unverletzt, was bei der künstlichen Jagd aber häufig mehr Glück als herausragende Kondition und Anatomie erfordert (ich denke da speziell an die Coursing-Europameisterschaften der letzten Jahre, eher Russisch Roulette auf Kosten der Hunde als fairer Wettkampf), dann kann man durchaus von einer tollen Leistung und Leistungsfähigkeit sprechen. Gar keine Frage.

Aber ist das Leistung, die uns das erhält, was sich die Clubs und Verbände auf die Fahnen geheftet haben?

Er soll ein “Gebrauchshund” bleiben, denn ohne Härte, Ausdauer und Strapazierfähigkeit wird er degenerieren. Es gilt, den trockenen, edlen Typ anzustreben, seine angeborene Leistungsfähigkeit, aber auch seine Anspruchslosigkeit zu erhalten. Der DWZRV will den Windhund mit Sorgfalt bewahren und dieses Kulturgut weiteren Generationen erhalten. Die Zielsetzung des Verbandes mit seinen Mitgliedern ist das Bestreben, für den Windhund alles zu tun, um ihn in seiner Reinheit, seiner Leistungsfähigkeit, seinem Adel, seinen inneren und äußeren Qualitäten für die Nachwelt zu erhalten, zu pflegen und zu schützen.
Leitbild DWZRV

Nicht so wirklich, denn da fehlt tatsächlich jede Menge.

Ich beschränke mich im weiteren Verlauf auf den Whippet, denn die einzelnen Rassen haben so unterschiedliche Herkunftsgeschichten, dass jede einzelne getrennt von den anderen betrachtet werden muss.

Da wäre also zuerst mal Herkunft und Verwendungszweck der Rasse Whippet: Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland ist das Ursprungs“land“ der Whippets und die Jagd auf sehr kurze Distanzen auf Kaninchen (nicht auf Hasen!) und Ratten in Kombination mit Terriern, Frettchen (ferreting), bei Tag und bei Nacht mit Lampen (lamping) zur Schädlingsbekämpfung (pest control), zur Nahrungs- und Futterbeschaffung nebenbei oder einfach nur aus Freude an der Jagd war der Zweck der Züchtung. Später auch die Verwendung als Rennhund = Sporthund.
Das war vor 100+ Jahren so und ist es auch noch heute.

Schaut man sich die modernen Arbeitshunde im Ursprungsland an, haben diese working whippets ein paar Gemeinsamkeiten:
1. Sie sind von ihrer Größe her recht divers, was dort eher selten zu derartigen Grabenkämpfen führt, wie hierzulande. Die gewünschte Größe richtet sich vor allem nach dem Verwendungszweck – für das sehr beliebte lamping sind bspw. größere Hunde besser geeignet, die einen größeren Radius überblicken können. Wir sprechen hier von Idealmaßen deutlich über dem FCI-Standard, Hündinnen 48-51cm und Rüden bis 56cm! Diese Angaben, die Helen Hansell in ihrem Buch „The Working Whippet“ macht, decken sich 1:1 mit den Angaben der Halter und „Nutzer“ solcher Hunde.

2. Sie sind sehr drahtige Hunde, kräftig und trocken bemuskelt, aber nicht übermäßig muskelbepackt und immer noch elegant in ihrem Erscheinen.

3. Sie sind sehr kompakt, zum Teil eben wirklich noch vom „ganz alten Schlag“, mit stark abfallender Kruppe, kurzem Rücken und sehr tiefen Brustkörben. S-Kurve de luxe, jedoch oft nicht das, was wir hier bei uns finden und auch nicht das, was der Standard vorgibt: „Showing a graceful arch over loin but the dog is not humped.“
Allerdings sagt auch niemand, dass Arbeitshunde tatsächlich immer eine perfekte Anatomie aufweisen…

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Eine sehr schöne Hündin, 20“ (50,8cm), genannt Vixen. Klick hier für Pedigree.

Hunde aus Rennlinien werden eher nicht für die Zucht verwendet, da sie zu schnell und zu verletzungsanfällig sind. Dagegen aber sehr gerne englische Showlinien, zum Teil finden sich sogar deutsche und skandinavische Showhunde in den Pedigrees wieder. (Auch Loris skandinavische Verwandtschaft fand ich einmal, was sogar mich überrascht hat, denn sie ist schon sehr „hochkarätig“ gezogen.)

4. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, bei denen die Hunde an Freiluftausstellungen und Rennen teilnehmen können. Diese Rennen sind ein wenig anders organisiert als bei uns, deutlich kürzere Geraden auf Wiesen, also tatsächliche Sprints. Eingeteilt werden die Hunde in verschiedenste Klassen.
Die Ausstellungen richten sich oft speziell an die Arbeitswhippets oder haben zumindest Klassen für diese, oft auch auf allgemeinen Ausstellungen für Gebrauchshunde. Es gibt Clubs und Clubs ohne Ende, die alle ihre ganz eigenen Regeln und Veranstaltungen haben.
Und daneben gibt es natürlich, wie bei uns, die Ausstellungen, Lure Coursings und Rennen nach KC-Regularien. Viele der working whippets sind KC registered, also beim Kennel Club (kooperiert mit FCI) registriert, viele aber auch nicht (Zucht und Zuchtbuchführung sowie Eintragungsordnung unterscheiden sich stark von unserer).

Die Arbeit eines Whippets hat sich seit der Entstehung kaum verändert und beschränkt sich nicht nur auf das Hetzen und ggf. Töten eines Beutetiers, sondern beinhaltet auch das Apportieren oder das Festhalten, falls das Tier noch lebt.

Das zuverlässige Apportieren wird im Normalfall schon bei den ganz kleinen Welpen (ab 6 Wochen) gut strukturiert mit Bällen, Dummys und später Beute geübt, genauso wie das Überwinden von Hindernissen (z.B. Zäunen und Mauern). Auch das Aufstöbern kommt natürlich vor.
Die Arbeit beinhaltet viel Wartezeit während der oft stundenlangen Jagd, in der sich der Hund nicht unnötig auspowern soll. Es ist nicht erwünscht, dass die Hunde dabei bellen oder winseln!
Nach einer guten Nacht werden auf Social Network Sites gerne Fotos mit 30 und mehr Kaninchen präsentiert, die ein fleißiger Whippet durchaus zusammen mit ein paar kleinen Helfern (den Frettchen) erlegen kann. Kalt ist es dabei übrigens auch gerne, und sehr häufig sehr nass 😉

Hier apportiert ein Whippet einen Fasan aus dem Wasser in die Hand, zwischen Stacheldraht und bei Sauwetter:

Harte Arbeit, die den Hunden einiges abverlangt, die allerdings für die Hunde auch sehr befriedigend ist. Man mag zur Jagd stehen wie man will, doch die vom DWZRV betonte „Härte, Ausdauer und Strapazierfähigkeit“ lassen sich unter diesen Gesichtspunkten leicht beurteilen.
Züchte ich Hunde nach diesen Kriterien (Erfolg, Ausdauer und Führbarkeit bei der Jagd, Robustheit) und addiere die standardgerechte Optik, kann ich mich für die nächsten Jahrzehnte/Jahrhunderte über typische Whippets freuen.
Aber: Wir können das bei uns nicht leisten, denn diese Form der Jagd gibt es mit Windhunden hier nicht. Wir können es auch nicht simulieren, denn auch wenn der gut trainierte Whippet problemlos seine 700m beim Coursing läuft und dabei so viel Eifer an den Tag legt wie kaum eine andere Windhundrasse, so ist das ursprünglich nicht unbedingt seine Disziplin. Die Kaninchenjagd findet auf wenigen Metern statt und die Hasenjagd mit Whippets wurde nie ernsthaft betrieben, da Whippets dafür nicht effizient genug sind (bitte hierzu diesen Artikel beachten).
Das ist so, das muss man einmal festhalten.

Was wir hier machen, ist einfach nur Sport. Und zum Coursing- oder Rennsport eignet sich der Whippet aufgrund seiner körperlichen Eigenschaften und seiner charakteristischen Wesensmerkmale eben sehr gut. Das trifft aber auch auf andere Hundesportarten zu. Ganz ketzerisch möchte ich jetzt einmal behaupten, dass zwei alternative Sportarten viel besser zur Beurteilung whippettypischer „Leistung“ geeignet wären: Dogfrisbee und Flyball.
Bei diesen beiden Sportarten hat man nämlich wenigstens noch die Komponenten „Apport“ und „Geduld“ resp. „Impulskontrolle“ integriert und wer nach einigen Jahren wettkampfmäßigem Flyball und Dogfrisbee noch schmerzfrei laufen kann, ist definitiv extrem robust 😉
Wundert es, dass Whippets in beiden Sparten herausragend gut sind und sogar Weltrekorde halten?

Heute bezeichnen wir Windhundsport gerne als Ersatzjagd und daher kommt ja auch bei manchen der Gedanke auf, mit guten Leistungen im Sport etwas wie „Gebrauchsfähigkeit“ zu erhalten. Geht man zurück zu den Anfängen des Windhundrennens, wird man aber schnell erkennen, dass das nicht zwangsweise der Ursprungsgedanke war. Vom Wedeln mit Stofffetzen (rag races) über das Vorlaufenlassen von läufigen Hündinnen bis zum Anspruch, der Hund müsse aus purem Ehrgeiz ohne äußeren Antrieb selbständig auf der Bahn laufen, gab es die interessantesten Events, bei denen die Hunde Leistung zeigen sollten.
Und ruft man sich nochmal in Erinnerung, was der eigentliche Verwendungszweck des Whippets war und ist, wird auch klar: Weder beim Rennen, noch beim Lure Coursing kann er das zeigen, was er wirklich drauf hat.

Windhundsport und Ausstellung können also eigentlich nur zwei der Komponenten sein, die einen echten S&L Hund ausmachen. Es sei denn, man definiert S&L wirklich nur ganz streng über diese beiden Kriterien – dann wird man aber dem hohen Anspruch, den das oben angeführte Zitat aus dem Leitbild des DWZRV stellt, meiner Meinung nach nicht gerecht.
Wer gute Leistungen im Coursing erbringt, ist eben ein guter Coursingsporthund. Das können allerdings zahlreiche andere Rassen auch (siehe Lure Coursing in den USA). Und wer gute Leistungen auf der Bahn erbringt, der ist eben ein guter Rennsporthund.
Mit der ursprünglichen Verwendung hat das nur am Rande etwas zu tun.

Whippets können ihrem Ursprung nach definitiv mehr als nur Plastikbänder hetzen, und sie möchten das auch. Daher finde ich den Ausdruck Multi Purpose Whippet schöner und passender.

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Whippets sind teamfähig ❤

Ein Teil ihrer ursprünglichen Arbeit beinhaltet bspw. noch das Identifizieren bewohnter Kaninchengänge und das klappt natürlich nicht mit dem Auge. Denn wenn ein Kaninchen in seinen Bau geflüchtet ist und am Eingang der Whippet wartet, kommt es freiwillig nicht mehr an dieser Stelle heraus. Zum Aufspüren braucht es die Nase und ein gutes Gehör, um sich so zu platzieren, dass man möglichst nahe am Ausgang steht und schnell zuschlagen kann.
Sportarten, bei denen es auf das Gehör ankommt, sind mir persönlich nicht geläufig.
Aber Whippets leisten hervorragende Arbeit mit der Nase, so gibt es z.B. in Schweden und Norwegen gar nicht wenige Whippets mit dem begehrten und dort sehr hochwertigen Titel "Blood Tracking Champion"  – und zwar sowohl aus Showlinien, als auch aus "Leistungs"linien.
Blood tracking ist die Schweißarbeit/Nachsuche auf verletztes Wild, für Prüfungen natürlich lediglich mit gelegten Fährten aus Blut oder Wildteilen, daher die schwedische Bezeichnung viltspår von Verfolgung.
Hier ein Beispiel aus dem schwedischen Kennel Idomic's, deren Hunde zahlreiche Titel halten: http://www.idomics.se/viltsparingr.html
Übrigens ein quasi Vollbruder zum Vater der C's 😉

Ein schöner Artikel aus dem Jahr 2008, über Barsois als sehr erfolgreiche Rettungshunde (Mantrailing, Flächen- und Trümmersuche) in der Schweiz:
http://www.dwzrv.com//files/uw_barsoi_rettungshund.pdf

Die Barsoihündin Bijata von Dolinskaya wurde sogar Super-Rettungshund 2011, im Laufe ihres Lebens als Rettungshund hat sie über 300 Einsätze absolviert!
http://www.barsois.ch/rettungshunde.htm

Nasenarbeit in vielfältiger Form ist also ebenfalls ein Aspekt von Leistungsfähigkeit, denn es braucht körperliche und mentale Ausdauer und einen starken Arbeitswillen, was nicht alle Hunde mitbringen.
Um das zu konkretisieren: Die Hunde atmen bei intensiver Nasenarbeit sehr, sehr schnell, überhitzen innerhalb kürzester Zeit und/oder trocknen aus und das Gehirn erbringt Höchstleistungen, sodass Rettungshunde in Einsätzen nur 10-15min am Stück arbeiten dürfen und lange Ruhepausen benötigen.
Wer hier gute oder gar herausragende Leistungen zeigt, der ist für mich also auch ein Leistungshund. Und in Kombination mit Windhundsport eben ein Super-Leistungshund, oder ein Multi Purpose Whippet 🙂

Hierzulande oder auch in Deutschland ist die Akzeptanz von alternativen Betätigungsfeldern für Windhunde abseits der Rennbahn oder des Coursingfelds leider noch nicht so groß – aber es wäre mein Wunsch, dass sich das ändert, anderswo gelingt es schließlich auch!

Wenn jemand hochspezialisierte Rennhunde oder Coursinghunde züchten möchte und nur Titel in diesem Bereich als Leistungsmerkmal anerkennt, ist das natürlich vollkommen legitim. Hundezucht ist ein mehr oder weniger kunstvoll durchgeführter Schöpfungsakt.
Was das allerdings nicht ist: Whippets, oder auch alle anderen Windhundrassen, ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nach erhalten.
Denn das ist uns hier vollkommen unmöglich und führt in meinen Augen auch nicht dazu, das ganz oberste Zuchtziel zu erreichen: Unseren Welpenfamilien gesunde und mental robuste Begleiter zu schenken, die sich in unserem Alltag gut zurechtfinden.

Und wenn man es ganz genau nimmt, gibt uns das der Standard auch vor:

GENERAL APPEARANCE : Balanced combination of muscular power and strength with elegance and grace of outline. Built for speed and work. All forms of exaggeration should be avoided.
BEHAVIOUR / TEMPERAMENT : An ideal companion. Highly adaptable in domestic and sporting surroundings. Gentle, affectionate, even disposition.

FCI-Standard

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Ausgewogene Kombination von Muskelkraft und Stärke mit Eleganz und Anmut des Umrisses. Gebaut für Geschwindigkeit und Arbeit/Leistung. Alle Formen der Übertreibung sollten vermieden werden.
VERHALTEN / CHARAKTERISTIK: Ein idealer Begleiter. Höchst anpassungsfähig in häuslichen und sportlichen Umgebungen. Sanfte, liebevolle, ausgeglichene Veranlagung.

Aus diesen und anderen Gründen wird es bei mir also weder hochspezialisierte Showhunde, noch hochspezialisierte Sporthunde geben.
Aber optisch ansprechende, im Sinne des Standards möglichst korrekte und daher zwangsweise sportlich auf vielfältige Weise leistungsfähige Whippets: Ja, ganz sicher.
Und gut möglich, dass manche davon auch erfolgreiche Windhundsportler, Mantrailer, Nachsuchenspezialisten oder Showdogs werden dürfen, das Potential bringen sie und ihre Familien zumindest mit 😉

Wer gerne mehr über arbeitende Whippets lesen möchte, dem empfehle ich einmal mehr entsprechende Gruppen auf FB, auch Foren sind teilweise noch aktiv, das erwähnte Buch von Helen Hansell ist richtig spannend, diverse Bücher über Lurcher können ebenfalls sehr lehrreich sein, aber auch durch reines Googeln findet man Artikel wie diese: EWhippetzine – Working Whippets in the UK
Youtube gibt ebenfalls viel her, seit einigen Jahren gibt es auch sehr schöne Videos zum Training von Welpen: http://nighthunterwhippets.webs.com/
Und traut euch, nach den Pedigrees der Hunde zu suchen – manche werden womöglich ein Aha-Erlebnis haben. Die Mär vom nichtjagenden Showdog legt man dann gleich mal mit ad acta.

MyDogDNA, das Breeder Tool und der Genetic Health Index

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Da erfreulicherweise vereinzelt Whippetzüchter dazu übergehen, ihre Hunde bei MyDogDNA testen zu lassen, möchte ich kurz etwas zum Genetic Health Index schreiben. Das ist die Zahl, die den Leuten als erstes in die Augen fällt, mit der viele aber gleichzeitig auch nur wenig anfangen können.


Ich werde daher an dieser Stelle vorgreifen und nicht darauf eingehen, was genau MyDogDNA wie testet, sondern wirklich nur den GHI thematisieren.

MyDogDNA gibt zum GHI eine gute Erklärung an:

The Genetic Health Index (GHI) describes the relative health level of the dog’s genome in relation to the other tested dogs in the database, considering both disease test results and measured genetic diversity.
The dog’s GHI is not stable and is likely to change when the number of tested dogs increases. The average dog has a GHI value of 100 – the healthier the dog, the higher the index. For instance, severe inherited diseases, as well as low genetic diversity, would lower the index. The GHI value becomes breed-specific when a sufficient number of dogs have been tested within a breed.
Please note that the GHI value should not be used for breeding selections; mating of two dogs with a high GHI will not necessarily lead to healthier offspring as the dogs might be too closely related. Use the Breeder Tool to evaluate the genetic match and to see the estimated genetic health of the offspring.
The genetic health index does not take into account known inherited diseases within a breed for which there are no DNA tests or any test results obtained outside the database.

Auf Deutsch:
Der Genetic Health Index (GHI) beschreibt das relative Gesundheitsniveau des Hunde-Genoms in Relation zu den anderen getesteten Hunde in der Datenbank, wobei sowohl die Testergebnisse auf Erbkrankheiten als auch die gemessene genetische Diversität berücksichtigt werden.
Der GHI des Hundes ist nicht statisch und wird sich wahrscheinlich ändern, wenn die Anzahl der getesteten Hunde zunimmt. Der durchschnittliche Hund hat einen GHI-Wert von 100 – je gesünder der Hund, desto höher der Index. Zum Beispiel würden schwere Erbkrankheiten sowie eine geringe genetische Vielfalt den Index senken. Der GHI-Wert wird rassespezifisch, wenn eine ausreichende Anzahl von Hunden innerhalb einer Rasse getestet wurde.
Bitte beachten Sie, dass der GHI-Wert nicht für die Zuchtauswahl verwendet werden sollte, die Paarung von zwei Hunden mit einem hohen GHI führt nicht notwendigerweise zu gesünderen Nachkommen, da die Hunde zu eng verwandt sein könnten. Verwenden Sie das Breeder Tool, um die genetische Übereinstimmung zu bewerten und die geschätzte genetische Gesundheit der Nachkommen zu sehen.
Der genetische Gesundheitsindex berücksichtigt keine bekannten Erbkrankheiten innerhalb einer Rasse, für die keine DNA-Tests oder Testergebnisse außerhalb der Datenbank vorliegen.

Reicht das jetzt als Info?
Nein 😉

Beim Whippet setzt sich der GHI eigentlich ausschließlich aus der genetischen Diversität zusammen, denn außer der sehr seltenen Myostatin-Mutation und der noch viel selteneren Blutgerinnungsstörung Faktor VII-Mangel wurden beim Whippet noch keine Erbkrankheiten nachgewiesen. PFKD gilt als rassespezifische Erkrankung, meines Wissens gibt es jedoch nur zwei bekannte Fälle, und das waren Brüder. Es ist also unwahrscheinlich, dass man hier etwas findet. Das betrifft die Erbkrankheiten in diesem Panel, bitte NICHT generell!
Je höher jedenfalls die Diversität beim einzelnen Hund, desto höher der GHI. Ein Whippet mit durchschnittlicher Diversität von ca. 31% ohne Erbkrankheit hat also einen GHI von 100. Punkt. Nicht Prozent, nicht sonstwas, nur 100.
Liegt seine genetische Diversität überdurchschnittlich hoch, hat er einen höheren GHI als 100. Liegt sie darunter, ist der Wert niedriger als 100.

Lori hatte einen GHI von 100, ihre genetische Diversität liegt mit 30,7% genau an der Grenze. Da in den letzten Wochen viele Sporthunde getestet wurden, hat sich der Wert aller Whippets jedoch minimal verschoben und sie rutschte auf 99 ab. Kommen in Zukunft wieder mehr Showhunde dazu, wird ihr Wert vermutlich wieder ansteigen, denn Showwhippets haben in der Regel eine geringere Diversität als Rennwhippets (warum, das erkläre ich mal an anderer Stelle, hauptsächlich liegt es aber einfach an der häufiger und intensiver praktizierten Linienzucht = Inzucht bei Showhunden).

Das ist damit gemeint, dass der Wert nicht statisch ist, sondern sich mit den neu getesteten Hunden ändert.

Generell ist anzumerken, dass die genetische Diversität beim Whippet leider bereits vergleichsweise niedrig ist.
Beim Whippet liegt der Median aktuell bei 31,3%.
Bei allen Rassehunden in der Datenbank bei 33,8%.
Bei den Mischlingen bei 43,3%.
Beim Italienischen Windspiel bei 33,7%.
Beim Irish Wolfhound bei 25,2%.
Beim Saluki bei 35,1%.
Und beim Greyhound bei 31,7%.
Etc.

Das deckt sich mit der hier erwähnten Analyse und ist nicht gerade erfreulich, zumal man etwas bedenken muss, das vielen nun auch nicht wirklich schmecken wird: Es sind nicht alle getesteten Whippets als reinrassig einzustufen, auch wenn das auf dem Papier vielleicht so steht.
Einige Whippets zeigen eine außergewöhnliche genetische Nähe zum Greyhound und eine genetische Diversität im Bereich eines Mischlingshundes. Und nein, das geht nicht auf die Entstehung der Rasse zurück und nein, es handelt sich auch nicht um Einkreuzungen, die vor Jahrzehnten vorgenommen wurden.

Diese Hunde drücken einerseits die Werte der reinrassigen Hunde etwas nach unten, heben andererseits aber die rassespezifische Diversität künstlich an und zeichnen damit quasi ein geschöntes Bild.
Es dürfte in Wahrheit also noch ein wenig schlechter um die genetische Vielfalt innerhalb der Rasse stehen.
Was man dagegen tun kann, kann man z.B. hier lesen.

Was fängt man aber nun eigentlich mit diesem Wert an?
Wirklich interessant ist der GHI für Züchter. Denn mittels Breeder Tool lässt sich unter den getesteten und als Zuchthund registrierten Whippets ein Partner finden, der den eigenen Hund möglichst gut ergänzt und Nachkommen mit einer vielfältigen genetischen Ausstattung erwarten lässt.
„Erwarteter GHI“ ist diesbezüglich das Stichwort, denn natürlich kann im Vorhinein nicht gesagt werden, welche Gene ein Welpe nun tatsächlich in welcher Kombination erhält (warum, das steht hier).
Ähnlich wie der COI/Inzuchtkoeffizient gibt das Breeder Tool lediglich einen Anhaltspunkt, allerdings einen, der auf tatsächlich vorhandenen Genen beruht und nicht auf einer mathematischen Formel.
Interessanterweise lassen sich die im verlinkten Beitrag beschriebenen Unterschiede zwischen Geschwistern mit MyDogDNA direkt zeigen.
Aus dem A-Wurf of Goldenblue, dem Y-Wurf und dem Naturatas B-Wurf finden sich Geschwister in der Datenbank, deren GHI-Werte sich deutlich unterscheiden, so z.B. Aramis 100, Avanne 102, Amber 104.
Führt man fiktive Verpaarungen durch, zeigt sich, dass selbst in einem sehr homogenen Wurf mit einem sehr hohen COI von über 10% Schwestern unterschiedlich gut zu ein und demselben Rüden passen. Das Tool greift also tatsächlich auf die analysierten Sequenzen zurück und vergleicht diese mit dem Partner, weshalb es logischerweise sinnvoll ist, vor einem Wurf beide Elterntiere zu testen und nicht nur die Mutter oder den Vater in spe.

Das Tool wird demnach so angewandt: Man klickt auf Breeder Tool oder auf das Herz mit der pink unterlegten Zahl, die angibt, wie viele potentielle Zuchtpartner in der Datenbank vorhanden sind. Die Datenbank sortiert weder Geschwister noch sonstige Verwandte aus, was ich eigentlich ganz sinnvoll finde, denn so sieht man gleich, was bei einer Inzestverpaarung passiert – der GHI sinkt dramatisch ab.

In absteigender Reihenfolge werden also die Partner angezeigt, rechts davon der erwartete GHI der Welpen. Dieser ist besonders hoch, wenn sich die Hunde gut ergänzen und die Nachkommen eine gewisse Vielfalt an Genen mitbekommen können.
Ideal für eine Wurfplanung wäre diesbezüglich, dass der erwartete Wert der Welpen über dem der Eltern liegt. Zumindest sollte er nicht niedriger liegen als bei den Eltern/dem Elternteil mit der niedrigeren Diversität.
Das wäre der Fall, wenn man Hunde verpaart, die entweder tatsächlich in den letzten paar Generationen nah miteinander verwandt sind, oder aber zufällig sehr ähnliche Genkombinationen tragen.
Das wollen wir ja vermeiden, daher ist ein Partner mit hohen Werten zu bevorzugen.
Natürlich wäre das bei einer Verpaarung von Sport- mit Showlinien der Fall, etwas, was schließlich auch immer wieder von Menschen mit einem etwas tieferen Verständnis der Thematik gefordert wird 😉 Es wird dennoch sehr selten durchgeführt, auch bei anderen Rassen, wobei ich hier gerne dieses sehr löbliche Beispiel beim Greyhound anführen möchte.

Naja, und das war’s auch schon.
Über Herzgesundheit, Augengesundheit, das Wesen oder andere Erkrankungen kann man keine Aussage treffen. Diese Dinge muss ein Züchter abklären, so wie er das immer schon gemacht hat. Oder auch nicht gemacht hat. Nur wenn es um Autoimmunerkrankungen geht, da zeigen Studien beim Italienischen Windspiel, Pudel usw., dass Hunde mit einer höheren genetischen Diversität seltener betroffen sind.
Über Größe, Farbe, Morphologie kann man ebenfalls Aussagen treffen, aber das soll hier nicht Thema sein.

Warum ich es sehr wertvoll und spannend finde: Man sieht unmittelbar die Konsequenzen, die züchterische Entscheidungen auf die genetische Vielfalt der Hunde haben und man kann Vergleiche mit der Pedigreeanalyse im Whippet Archive anstellen.
Welche Auswirkungen haben ein hoher COI, ein hoher AVK auf die genetische Diversität? Und welche ein niedriger COI und AVK? Bei welchen Hunden zeigt sich das stärker, bei welchen weniger stark?
Wie verändert sich der niedrige GHI eines Showhundes, wenn man ihn mit einem anderen, nicht verwandten Showhund mit niedrigem GHI kreuzt?
Der kann auf einmal ganz schön ansteigen 🙂
Und das wäre das, was neben den restlichen Gesundheitswerten und dem Wesen eigentlich zählt.
Denn wer bisher noch nicht verstanden hat, warum Inzucht auf Dauer (und wir züchten unsere Whippets nun schon seit über 100 Jahren „in“!) gefährlich ist und warum genetische Verarmung DAS Problem der heutigen Hundezucht ist, dem… Ja, dem ist natürlich schon zu helfen, nur erfordert das auch ein wenig Offenheit und Motivation 😉

Loris Augenuntersuchung

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Als Vorbereitung für Loris ersten Wurf waren wir heute in Oberalm bei Dr. Hannes Meissel, der im In- und Ausland für seine herausragende Kompetenz beim Thema Augen bekannt ist. Ich habe das Glück, nur exakt 50km Anreise bewältigen zu müssen, aber ich kenne auch Hundehalter, die von sehr viel weiter zu ihm kommen, z.B. aus Südtirol.

Dr. Meissel ist Mitglied im Arbeitskreis Veterinär Ophtalmologie (AKVO), im European College of Veterinary Ophthalmologists (ECVO), der European Society of Veterinary Ophthalmology (ESVO) und der Fortbildungsgemeinschaft Veterinärophthalmologie (FVO) und die Untersuchung wurde nach entsprechenden Standards durchgeführt.

Ergebnis: Lori ist frei von allen getesteten Augenerkrankungen 🙂
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In 1-2 Jahren wird die Untersuchung wiederholt.

Warum ist eine Augenuntersuchung vor dem Zuchteinsatz wichtig?

Whippets sind nicht stark von Augenerkrankungen betroffen, dennoch sind mir einige Fälle von erblich bedingten Augenerkrankungen bekannt, die bereits in jungen Jahren zur Erblindung führten oder aber nur mittels kostspieliger Operationen behoben werden konnten. Sowohl Show- als auch Rennlinien sind betroffen und die familiäre Häufung ist, neben der Tatsache, dass der Erbgang auch bei anderen Rassen sehr gut untersucht ist, leider der Beweis für eine erbliche Ursache.
Vor allem PRA oder Kararakte und Glaukome kommen vor.

Eine Studie aus Brasilien (2016) zeigte, dass von 51 routinemäßig untersuchten Whippets erschreckende 16 Hunde an einer erblich bedingten PRA erkrankt waren!

Bei der PRA handelt es sich um das Absterben der Netzhaut und sie führt so gut wie immer zur Erblindung, oft schon früh im Leben eines Hundes. Eine Behandlung ist nicht möglich.

Die Pedigree-Analyse sprach für einen autosomal-rezessiven Erbgang.

Die Retinadystrophie, die hier beim Whippet beschrieben wird, hat einen einzigartigen Phänotyp, gekennzeichnet durch einen initialen Mangel an P-Wellen im ERG, die Entwicklung von Bullae in der Retina und schließlich der Entwicklung einer progressiven generalisierten Degeneration der Retina.

http://www.vetcontact.com/ophthalmologie/art.php?a=7930&t=&f=25

Wer jetzt meint, brasilianische Hunde seien für uns nicht von Interesse, der darf sich gerne einmal die Pedigrees dieser Hunde anschauen – sehr relevant für viele europäische Hunde!
Aber, wie angemerkt, das sind ja nun auch nicht die einzigen betroffenen Hunde…
Darüber hinaus helfen solche günstigen und für den Hund vollkommen harmlose Untersuchungen, mögliche vorhandene Probleme zu erkennen. Sie ermöglichen auch, dass man sofort eingreifen kann und Defekte nicht unerkannt in der Population weiterverbreitet. Nach wie vor ist die bevorzugte Art zu züchten die Linienzucht, was schnell dazu führt, dass sich schädliche Mutationen anhäufen.

Lori wurde zwar auf verschiedene Augenerkrankungen mittels der MyDogDNA Genanalyse getestet, aber ein Gentest kann immer nur eine einzelne Erkrankung, die mit einem Gendefekt einhergeht, aufzeigen. Wie man an der brasilianischen Studie sieht, ist auch nicht jeder Gentest für jede Form der PRA bei jeder Rasse möglich. Es gibt Hunderassen, die mehrere Formen von Katarakt, PRA & Co aufweisen können.
Eine umfassende Augenuntersuchung deckt alles ab, muss aber, für zuverlässige Ergebnisse, später im Leben wiederholt werden.

Zum Ablauf der Untersuchung, die immer bei einem zertifizierten Spezialisten vorgenommen werden muss: Die Sache ist denkbar unaufregend. Geradezu langweilig 😉

Weder muss der Hund nüchtern sein, noch ist etwas anderes zu beachten, als dass nach der Untersuchung 2-3 Stunden Ruhe in einem eher dunklen Raum angesagt sind.
Zuerst werden die Augen im Normalzustand untersucht, anschließend werden Augentropfen eingebracht, um die Pupillen weitzustellen. Das ist nötig, damit der Augenhintergrund beurteilt werden kann.
Der Hund hat dabei keine Schmerzen, lediglich helles Licht sollte vermieden werden, damit er nicht geblendet wird. Es bietet sich also fast an, die Untersuchung auf einen Nachmittag in der Winterzeit zu legen, ansonsten sorgt man für eine abgedunkelte Box auf der Heimfahrt und ein abgedunkeltes Zimmer.
Nebenwirkungen der Augentropfen gibt es nur selten, sie sind darüber hinaus nicht gravierend. Regelmäßige Behandlungen gegen Zecken, Flöhe oder Würmer sind definitiv eine größere Belastung für den Körper, daher muss sich niemand Sorgen machen 😉

Etwa eine Stunde später hält man dann seine Zertifikate in der Hand und kann sich (hoffentlich glücklich) auf den Heimweg machen.

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War halb so wild 😉

Auf dem Konto fehlen lediglich rund 100 Euro (ich habe 98,- bezahlt, in Deutschland sind die Gebühren i.d.R. niedriger), was angesichts der Tatsache, dass die Welpenpreise beim Whippet schon eine ganze Weile bei 1500 Euro und mehr pro Welpe liegen, echt für absolut jeden Züchter leistbar ist! Anders ausgedrückt: Das sind gerade mal die Meldegebühren für zwei CACIB Ausstellungen…

Also, einfach mal machen bzw. beim Züchter des Vertrauens nachfragen, ob er seine Hunde testen lässt.
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, unschädlich und kostengünstig, mit einem guten Effekt.


Loris Herzuntersuchung

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Zur Herzuntersuchung war es heute ein Stück weiter als zur Augenuntersuchung vor einer Woche – was daran liegt, dass es in Österreich nur drei Tierärzte gibt, die nach den Standards des Collegium Cardiologicum (Gesellschaft zur Qualitätssicherung kardiologischer Zuchttauglichkeitsuntersuchungen in der Tiermedizin) untersuchen und von diesem zertifiziert sind. Natürlich sind auch andere TÄ kompetent in Sachen Herz, aber wenn ich mir schon die Mühe mache, kann ich es auch gleich richtig machen 😉
Einer dieser drei TÄ ist Dr. Peter Modler in Sattledt, ein sehr sympathischer TA, so wie überhaupt das ganze Personal dieser (für unsere Verhältnisse) riesigen Tierklinik.

Um die 20 TÄ kann man dort konsultieren, die von einer kleinen Armee an Assistenten unterstützt werden. Bei meiner Ankunft taten drei Empfangsdamen Dienst, während zum Vergleich kein einziger der örtlichen bzw. nachbarörtlichen TÄ auch nur eine einzige Assistentin hat…

Auf der hauseigenen Hundewiese konnten wir uns vor und nach der Untersuchung ein wenig die Füße vertreten, ebenfalls ein toller Service!
Überhaupt war die Wartezeit nicht langweilig, durch die großen Fenster konnte man allerlei Spannendes beobachten:

Die Herzuntersuchung selbst findet, wenn ich mich nicht täusche, in diesem Raum statt und sollte für einen Zuchthund keine große Sache sein, auch wenn es natürlich nicht so prickelnd ist, seitlich liegend auf dem Untersuchungstisch fixiert zu werden. Es haben aber bisher noch alle unsere Hunde ohne Trauma überlebt 🙂

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch das Herz ist gesund!

Eine solche Untersuchung für die Zucht schlägt mit €160,- zu Buche und sollte, wie vermerkt, alle zwei Jahren wiederholt werden. Auch hier muss ich sagen: Das kann sich wirklich jeder Züchter leisten.

Warum eine so umfassende Herzuntersuchung wichtig ist, und nicht nur ein Abhören (Auskultation)?
Bei Windhunden kann es zu einem gehäuften Auftreten von angeborenen, erworbenen oder genetisch bedingten Herzerkrankungen kommen, der Whippet ist besonders von Mitralklappeninsuffizienzen betroffen.
Dieses gehäufte Auftreten von MI beim Whippet wurde früher damit begründet, dass Sporthunde eben anfälliger seien bzw. die MI eine Art Verschleißerscheinung darstellt. Dies ist so nicht richtig und Studien zeigen eindeutig eine genetische Disposition, insbesondere für das frühe Auftreten einer MI, sodass eine Herzuntersuchung bei einem Spezialisten unbedingt vor einem Zucht- oder Sporteinsatz vorgenommen werden sollte.
Ein mildes Herzgeräusch, das beim Abhören auffällig klingt, ist jedoch noch kein Hinweis auf eine tatsächliche Erkrankung, sondern kann physiologisch bedingt sein. Umgekehrt zeigen sich auch angeborene oder erblich bedingte Auffälligkeiten oft nicht beim Abhören.
Mehr gibt es hier zu lesen.

Gedanken zu Züchterwahl

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Ein *repost* mit Add on:
Vor 6 Jahren habe ich den Artikel „Gedanken zur Züchterwahl“ hier gepostet, der später auf der HP unter „Augen auf! Gedanken zur Züchterwahl“ eine eigene Seite bekam. Da ich in den vergangenen Monaten aufgrund der Wurfplanung natürlich noch mehr Anfragen hatte als sonst, die Warteliste für den kommenden Wurf aber bereits lang ist, muss ich meistens auf andere Züchter bzw. Zuchtverbände verweisen. Damit das nicht in die Hose geht und Züchter gefördert werden, die ich selbst schätze, gibt es kein „Gehen Sie doch/nicht zu xy“, sondern ich setze auf Eigenverantwortung und schicke diesen Text mit 😉
Nachdem ich selbst selten Würfe plane und Interessenten mehrheitlich über Empfehlungen kommen, sehe ich andere Züchter nicht als Konkurrenz.
Diese Gedanken zur Züchterwahl werden also hoffentlich als das gesehen, was sie sind: Meine persönlichen Überlegungen, die aus dem ehrlichen Bestreben heraus entstanden sind, Menschen bei der Suche nach einem verantwortungsvollen Züchter zu helfen, der seinen Zuchthunden und den Welpen optimale Bedingungen für ein möglichst langes, gesundes und glückliches Leben bietet. Die Hunde haben sich das verdient, denn sie können nicht wählen.

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Leider findet seit einigen Jahren eine Entwicklung statt, die vielen Liebhabern der Rasse Whippet Kopfzerbrechen bereitet.
Namentlich sind das die drastisch gestiegenen Wurfzahlen, die mittlerweile regelmäßig anzutreffenden Kleinanzeigen mit “günstigen” Welpen ohne Papiere (aus sog. Schwarzzuchten) oder mit Papieren von Nicht-FCI-Vereinen (ehem. als Dissidenz bezeichnet), die vielen Whippets in Notvermittlungen und immer wieder die entlaufenen und, teilweise aus Unkenntnis über rassetypisches Verhalten, verunfallten Whippets.
Auch die Gesundheit der Rasse steht auf dem Spiel, längst ist nicht mehr alles so rosig wie gerne dargestellt (siehe z.B. Kryptorchismus/Hodenhochstand bzw. hierAnalyse der Situation im DWZRV, Herzuntersuchung, Augenuntersuchung, Genetische Diversität bei MyDogDNA oder Genomweite DNA-Analyse und andere Beiträge).

Die Verantwortung für das Wohl einer Rasse sehe ich daher zu einem großen Teil auch beim Käufer, er muss dort kaufen, wo Qualität vor Quantität geht, so eigenartig sich das leider anhört, wenn man von Lebewesen spricht.
Der günstigere Preis, die Verfügbarkeit oder die ausgefallene Farbe dürfen bei der Wahl eines Hundes keine große Rolle spielen – viel zu oft fällt das negativ auf den Käufer und vor allem auf die Hunde zurück!

Denn nur eine gesunde, vorzüglich ernährte, ausgewachsene und wesensfeste Hündin mit vollem Familienanschluss, die bei einem Züchter lebt, der so wenige Hündinnen und so wenige Würfe hat, dass er sich voll und ganz auf den einen Wurf und die Mutter konzentrieren kann, wird Welpen hervorbringen können, die ebenfalls gesund, wesensfest und menschenbezogen sind und sich gut entwickeln.

Wer einen Züchter sucht, sollte sich also genau informieren und hartnäckig hinterfragen. Denn der Ansatz, einen Welpen von einem Züchter zu kaufen, der sich einem Zucht- und Rassestandard unterwirft, ist zwar ausgesprochen lobenswert, jedoch nur die halbe Miete.
Die jeweilige Zuchtordnung der Vereine innerhalb der FCI gibt einen Rahmen vor, der allerdings sehr weit gesteckt ist und Mindestanforderungen bzw. höchstzulässige Wurfzahlen, Höchstalter der Hündin usw. sind oft als genau das zu verstehen – Minimum und Maximum, aber nicht das Ideal.
Hinzu kommt, dass auch die FCI und ihre angeschlossenen Landesverbände mit den einzelnen Rasseclubs nur Vereine sind, in denen es quasi naturgegeben ganz schön menschelt und (siehe bspw. “Pedigree Dogs Exposed”) nicht immer das Wohl der Hunde an erster Stelle steht.

Bücher wie „Frühförderung für Welpen: Der Züchter hat es in der Hand“ sind in meinen Augen Standardliteratur für jeden, der sich einen Hund zulegen möchte und keinen Hund aus zweiter Hand nimmt. Für Züchter sollte es ohnehin zu einem der meistgelesenen Ratgeber gehören…

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Als Orientierung kann man sich (und dem Züchter) folgende Fragen stellen:

Wie viele Würfe fallen pro Jahr in der Zuchtstätte?
Ein Wurf bedeutet mindestens 3-4 Monate 24/7 Betreuung und viel, viel Nachsorge! Einige Zuchtverbände (z.B. Eurasier) beschränken daher auf 1-2 Würfe pro Jahr/Zuchstätte, um eine optimale Betreuung zu sichern.

Wie viele Hunde leben im Haushalt und wo?
Haus, Garten, Zwinger, aber auch Zimmerkennel, Hunderaum etc.
Ist Familienanschluss möglich und gegeben, auch für die Welpen, um eine optimale Sozialisierung zu gewährleisten? Geht der Züchter regelmäßig spazieren und lastet die Hunde rassegerecht aus, macht er vielleicht Sport, besucht er Ausstellungen, haben die Hunde Prüfungen abgelegt oder gar Arbeitstitel (Stichwort “Multi Purpose Whippet” z.B. im WCD) erlangt? Whippets sind Jagdgebrauchshunde und werden zum Teil noch so geführt (siehe „Von Hasen und Kaninchen“ und „S&L Part II“), es sind keine anspruchslosen Sofahunde, auch nicht die “Showlinien”!
Wer euch etwas anderes erzählt, ist unseriös.
Wir persönlich bevorzugen die sogenannte Zucht auf “Schönheit & Leistung” mit dem Schwerpunkt “sportlicher, wesensfester Begleithund”.

Welche Gesundheitsuntersuchungen wurden gemacht und warum?
Noch ist der Whippet eine relativ gesunde Rasse, aber das soll ja auch so bleiben. Eine gründliche Herzuntersuchung mittels Ultraschall und eine Augenuntersuchung sehen wir als Pflicht für jeden Sport- und Zuchthund an, so lautet auch das Ergebnis der Studie zur Herzgesundheit bei Whippets, an der wir mit unseren Hunden und Nachkommen teilgenommen haben. Ohne entsprechende Untersuchungen der Eltern würde ich keinen Welpen mehr kaufen, denn das ist das absolute Minimum, das vom Züchter erbracht werden kann.
Die Ergebnisse unserer Hunde und der Nachkommen finden sich unter der Rubrik Erfolge auf der HP oder im Breed Archive (z.B. Lori).
Da mir die Gesundheit der Rasse Whippet sehr am Herzen liegt und ich für Offenheit bin, enthält das Welpenpaket zukünftig auch einen Gutschein für eine Gesundheitsuntersuchung (einzulösen auf Herz- und Augenuntersuchungen oder eine genomweite DNA-Analyse).

Weiters: Welche Krankheiten hatten die Mutter, der Vater, die Großeltern, die sonstigen Verwandten? Wie sieht es bei diesen mit Titeln, Prüfungen, sportlichem Einsatz, Untersuchungen aus? Sind von ihnen einige vielleicht früh gestorben und warum?

Hierzu gehört auch: Klärt der Züchter über rassespezifische Erkrankungen, Verhaltensweisen und Besonderheiten auf?
Darauf einzugehen würde hier den Rahmen sprengen, was aber auch zeigt: Mit einem kurzen Gespräch ist es hier nicht getan!

Wie viele Würfe trägt eine Hündin aus und welcher Abstand liegt zwischen den Würfen?
Laut Zuchtordnung der einzelnen Vereine dürfen es bis zu 4-5 Würfe pro Hündin sein und je nach Wurfstärke müssen 12 bis 18 Monate zwischen zwei Würfen liegen. In meinen Augen und nach meiner Erfahrung sollten einer Hündin in jedem Fall zumindest 2 Läufigkeiten ohne Bedeckung zugestanden werden, da Whippets zu längeren Zyklen neigen (unsere Hündinnen liegen zwischen 8 und 11 Monaten). Dann weiß man auch mehr über die Entwicklung des vorangegangenen Wurfes.
Jährlich die selbe Hündin zu decken, bis sie mit spätestens 8 Jahren aus der Zucht ausscheidet, ist definitiv nicht seriös. Für mich persönlich liegt das Limit bei 2-3 komplikationslosen Würfen.

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Wie alt war die Hündin beim 1. Wurf?
Laut Zuchtordnung (ÖKWZR und WCD, DWZRV) müssen Whippets und Italienische Windspiele als kleinere Windhundrassen mindestens 18 Monate bei ihrem ersten Zuchteinsatz sein. Für alle anderen Rassen liegt das Mindestalter bei 23 Monaten. Bedenkt man, dass der Whippet ein Spätentwickler ist und viele Hündinnen erst mit 15-20 Monaten geschlechtsreif werden (sprich die 1. Läufigkeit erleben) und weitere 2-3 Läufigkeiten benötigen, um körperlich und geistig auszureifen, so sollte auch jedem Laien klar sein, dass eine zu frühe Belegung einen Nachteil für die noch nicht fertig entwickelte Hündin und deren Welpen darstellt. Ich habe vor längerer Zeit darum ersucht, das Mindestalter bei den Whippets ebenfalls auf 23 Monate anzuheben, was von den anderen Züchter angenommen wurde. Ob es in die Zuchtordnung aufgenommen wird, weiß ich nicht.
Allerdings darf die Mutterhündin auch nicht zu alt werden, hatte sie bis zum 6. Lebensjahr keinen Wurf, darf sie danach aus gesundheitlichen Gründen (z.B. mögliche Komplikationen bei der Geburt) nur mehr in Ausnahmefällen gedeckt werden.
Ein weiteres wichtiges Argument für eine spätere Erstbelegung ist auch, dass die Hündin sich erst als “zuchtwürdig” erweisen sollte. Gesundheit, Wesen, Leistungsfähigkeit, das mit Blick auf Geschwister, Halbgeschwister, Eltern – ein zu früher Zuchteinsatz lässt das alles oft zwangsweise unberücksichtigt. Für Rüden gilt dieser letzte Punkt ebenfalls, es spricht viel für den Einsatz älterer Rüden und wenig bis nichts dagegen.

Welchen Deckrüden wählt der Züchter und warum? Wie oft wird dieser eingesetzt und in welchen Zuchstätten?
Stichwort “Popular Sire-Effekt” – um eine Rasse gesund zu erhalten, ist eine hohe genetische Varianz und ein niedriges Inzuchtniveau unabdingbar.
Werden einzelne Hunde und deren Nachkommen zu häufig in der Zucht eingesetzt, hat dies in den kleinen Populationen immer negative Konsequenzen (auch hier „Wie aus dem Nichts? Was wir aus Gendefekten lernen könnten“). Bei einigen Rassen gibt es bereits ein entsprechendes vereinsinternes Management, oft gekoppelt mit einer Zuchtwertschätzung, beim Whippet derzeit nicht.
Gesundheit, Funktionalität und Wesen sollten für einen Züchter die mit Abstand wichtigsten Kriterien bei der Wurfplanung sein, erst danach kommt die Optik.

Daher: Wie hoch ist der COI und AVK?
Beim Whippet kann man den Inzuchtkoeffizienten (COI) und den Ahnenverlust (AVK) leicht im “Whippet Breed Archive” kontrollieren, bzw. sollte ein Züchter diese Angaben gleich bei der Planung veröffentlichen. COI und AVK sollten möglichst niedrig liegen, der COI idealerweise unter 6,25% auf 10 Generationen und Inzucht über 6,25% auf 5 Generationen sollte unterbleiben (bei Interesse empfehlenswert: div. Publikationen von Prof. Dr. Hellmuth Wachtel und Prof. Dr. med. vet. Irene Sommerfeld-Stur, Tierzucht und Genetik, Uni Wien).
Auch für die allgemeine Recherche eignet sich das Projekt Breed Archive perfekt, z.B. finden sich dort quasi alle Hunde mit vielen wichtigen Angaben wie Geburtsdatum, Sterbedatum, Titeln, Lizenzen, Größe, Gewicht, Nachkommen, …
Einfach über “Persons” oder “Dogs” den gewünschten Zwinger oder Hund suchen.
Um sich nicht auf Papier bzw. eine Datenbank für Pedigrees verlassen zu müssen und abklären zu können, ob zwei Hunde auch in ihrer genetischen Ausstattung gut zusammenpassen, kann mit Genanalysen viel gemacht werden. diese sind sehr preisgünstig und ein Backenabstrich reicht für die Analyse aus. Der Schwerpunkt der Analysen für die sog. genetische Diversität liegt auf dem Bereich, der für das Immunsystem codiert. Vielfalt ist hier besonders wichtig, da Autoimmunerkrankungen im Vormarsch sind, und das liegt zu einem großen Teil an den aktuellen Zuchtpraktiken der Linienzucht/Inzucht innerhalb einer Rasse. Mehr dazu im Artikel zu MyDogDNA.

Wie ernährt der Züchter die Hunde und Welpen?
Wenn Züchter bspw. Discounterfutter verteidigen, weil es ja so gut bei Stiftung Warentest abgeschnitten hat, dann haben sie offenkundig keine Ahnung von Hundeernährung und das billigste Futter ist ihnen gerade gut genug. Wir persönlich ziehen aus Erfahrung Rohfutter vor, aber da sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden!
Die Ernährung beider Elterntiere und der Welpen ist jedoch ein wichtiger Punkt, wie zahlreiche Studienergebnisse zu epigenetischer Vererbung zeigen. Die Nutrigenomik ist ein boomender Forschungsbereich.
Dass auch Stress vor und während der Trächtigkeit bei beiden Elterntieren und bei der Mutter während der Aufzuchtphase unbedingt vermieden werden muss, lässt sich ebenfalls aus Forschungsergebnissen ableiten (z.B. Epigenetik und Angstverhalten)

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Wie impft und entwurmt der Züchter die Welpen und warum macht er das so wie er es eben macht? Welche Körperpflegerituale werden bereits wie gelernt?
Stichwort Medical Training oder Impftiterbestimmung.
Jeder Züchter hat seine eigene Vorstellung von Gesundheitsvorsorge, zu der u.a. auch Impfungen, Zahnpflege und Krallenpflege gehören, auch hier darf hinterfragt werden, was für einen selbst am besten passt.

Zu guter Letzt, wie ist die Sozialisierung und der Umgang mit den Hunden?
Vorne hui, hinten pfui? Man sieht und lernt oft die erstaunlichsten Dinge, wenn man nur mit offenen Augen durch die Welt geht… Auf Hörensagen sollte man allerdings weniger geben, lieber sich selbst ein Bild machen und handfeste Fakten überprüfen.

Die Überlegung, was für einen selbst gute Hundehaltung ausmacht und welche Kriterien ein Züchter persönlich erfüllen sollte, ist also sehr wichtig!
Es dauert so vielleicht länger, bis man seinen Züchter gefunden hat, aber es lohnt sich wirklich. Schließlich gehört der Hund dann hoffentlich viele Jahre zur Familie und als Käufer hat man es in der Hand, wie mit den Zuchthunden umgegangen wird.

Auf meiner HP, dem Blog und der FB-Seite versuche ich, alle diese angesprochenen Punkte und noch viel mehr für alle nachvollziehbar zu machen.
Wer die Wurfplanung liest, wird das hoffentlich erkennen 😉

Aber Vorsicht beim Kennenlernen, wenn in der Zuchtstätte gerade Welpen herumkullern, wird es schwer fallen abzulehnen, selbst wenn die Voraussetzungen nicht wirklich den eigenen Vorstellungen entsprechen. Mitleidskäufe fördern nur die Produktion von Welpen.
Idealerweise lernt man daher die Mutter (Eltern, Großeltern und andere Verwandte) und das Umfeld vor dem Wurf kennen.

Bald Thigh Syndrome – Studie und Aufruf zur Fellspende

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Wer mag mitmachen?

Das Bald Thigh Syndrome, also die Haarlosigkeit an den Oberschenkeln, betrifft viele Greyhounds, Whippets und vereinzelt Galgos (eher aus dem TS, Greyeinkreuzung). Manchmal liegt eine undiagnostizierte Schilddrüsenfehlfunktion zugrunde, die behoben werden kann. Dünnes Fell betrifft dann häufig auch andere Regionen (Bauch, Brustkorb oder in schweren Fällen den ganzen Körper). Manchmal sind auch ein Nährstoffmangel oder chronischer Stress Schuld und die Haare wachsen bei guter Pflege wieder nach, insbesondere das Füttern von Haferflocken hat einen sehr positiven Einfluss auf das Fellwachstum an diesen kahlen Stellen.
Manchmal findet man aber keine Ursache und spricht dann vom Bald Thigh Syndrome.

Eine Studie in der Schweiz geht nun diesem Phänomen auf den Grund und benötigt Haar- und eventuell auch Blutproben. Gesucht werden betroffene Hunde und Hunde ohne Fellprobleme.

Was war bisher bekannt?
– Haarausfall hauptsächlich am Oberschenkel
– Gesunde Hunde
– Geschlechtsunabhängig
– Rennhunde und Familienhunde betroffen
– Genetische Komponente

Was haben wir bereits gefunden?
Mittels einer Haaranalyse konnten wir zeigen, dass bei betroffenen Hunden vermehrt abgebrochene Haare und Haare mit strukturellen Defekten vorhanden sind.
Eine Haarzyklusstörung wie bislang vermutet liegt nicht vor.
Die Ergebnisse einer sogenannten Transkriptionsanalyse von Hautbiopsien haben gezeigt, dass bei erkrankten Hunden die genetische Information (RNA), welche zur Bildung von 87 verschiedenen Proteinen führt, deutlich reduziert ist. Diese Proteine sind alle für die für die Struktur und Stabilität von Haaren verantwortlich.
Aus unseren Ergebnissen schliessen wir, dass beim „bald thigh syndrome“ eine verminderte Haarqualität aufgrund einer mangelhaften Synthese von Haareiweissen zu der Haarlosigkeit führt.

Hier könnt ihr den Flyer ansehen und die Kontaktdaten finden.

Ich nehme dann Proben all unserer Hunde mit in die Schweiz, wenn wir zum Decken fahren 😉

Wie wichtig ist Folsäure für die Zuchthündin?

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Folsäure ist ein Vitamin aus dem B-Komplex, das im Körper u.a. für die Blutbildung notwendig ist. Frauen mit Kinderwunsch und schwangeren Frauen wird standardmäßig nahegelegt, Folsäure bereits rechtzeitig vor einer Schwangerschaft und jedenfalls mit Bekanntwerden einer Schwangerschaft einzunehmen.

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Folsäure für die Zuchthündin

Wozu Folsäure supplementieren?
Folsäuremangel (in der Schwangerschaft ist der Bedarf deutlich erhöht und wird nicht durch die Ernährung gedeckt) geht mit einer erhöhten Fehlgeburtsrate, Fehlbildungen der Mittellinie/Neuralrohrdefekte wie Spina bifida (offener Rücken) oder Fehlbildungen des Schädels und Gehirns wie z.B. dem“Wasserkopf“, Gaumen- und Kieferspalten und Fehlbildungen des Herzens einher.

Und beim Hund?
Beim Hund gibt es einige Publikationen, die ebenfalls die zusätzliche Fütterung von Folsäure vor der Trächtigkeit und bis zum 40. Tag der Trächtigkeit nahelegen.
Sämtliche Arbeiten zeigten eine deutliche Verringerung des Auftretens von Gaumen- und Kieferspalten, eine leichtere und schnellere Geburt und eine reduzierte Kaiserschnittrate, und das teilweise über das ganze Reproduktionsalter der Hündin (also über mehrere Würfe hinweg).
Anzumerken ist, dass die zusätzliche Fütterung von Folsäure natürlich nicht alle Mittelliniendefekte beseitigt, denn es gibt unzweifelhaft eine genetische Komponente (man nimmt eine rezessive Variante an) und Umweltfaktoren wie Umweltgifte und chronischer Stress sind immer im Auge zu behalten. Aber eine Verringerung von bspw. 17.6% auf 4.2% oder 8.9% auf 4.4% geborener Welpen mit Gaumenspalten ist doch eine gute Sache, zumal diese Defekt oft tödlich für den Welpen endet.

Quellen:
Klick mich
oder mich
oder mich
Oder Google (Scholar) mit folic acid und cleft palate füttern 😉

Wie nun?
Folsäure ist zwar im Futter enthalten, egal ob standardisierte Fertignahrung oder selbst zubereitet, aber wie beim Menschen nicht in ausreichender Menge. Es empfiehlt sich daher mindestens ab Beginn der Läufigkeit bis zum 40. Tag der Trächtigkeit zuzufüttern.
Aber bitte verwendet Monopräparate! Die Kombinationspräparate für Menschen mit Eisen, Jod und anderem sind nicht geeignet, denn davon hat ein Hund normalerweise in einem ausgewogenen Futter genügend.
Folsäure ist frei verkäuflich und in jedem Supermarkt, Drogeriemarkt und am besten in Apotheken zu bekommen. Es ist ein wasserlösliches Vitamin und wird vom Hund ausgeschieden, falls er weniger benötigt, als wir zuführen. Es kann also nicht zu einer Überdosierung kommen, außer, wir legen es auf eine Vergiftung an und stopfen mehrere Packungen in die Hündin. Das wird niemandem einfallen, also keine Sorge 😉
Die Dosis wird unterschiedlich angegeben, aber mindestens 5mg/Tag scheinen üblich zu sein. Die gibt es praktischerweise auch für Menschen in dieser Dosierung.

Trächtigkeitsdiagnose: Ist meine Hündin tragend?

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Am 2. und 3. September wurde ziemlich wahrscheinlich der C-Wurf auf den Weg gebracht und wie bei den beiden vorangegangenen Würfen in 2011 und 2013 ist die erste Zeit immer besonders spannend für alle Beteiligten (außer für die werdenden Eltern selbst 😉 ).

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„Siehst du schon was?“
„Was hast du für ein Gefühl?“
„Bei der Hündin xy war das ja so…“

Wie bei der Geburt (siehe Worauf genau warten wir? Erste Anzeichen für eine nahende Geburt) gibt es einige unsichere Anzeichen und einige sichere Diagnoseverfahren.
Die klassischen unsicheren Anzeichen sind eine Veränderung der Zitzen (Rotfärbung) und des Gesäuges, eine leichte Übelkeit zum Zeitpunkt der Einnistung der befruchteten Eizellen in die Gebärmutterschleimhaut (ca. um den 19. Tag nach dem Bedecken) und eine Absonderung von klarem, eiweißartigem Schleim. Und, natürlich, so um den 30. Tag das erahnbar kleine Bäuchlein, das aber nicht bei allen Rassen und nicht bei allen Hündinnen sichtbar ist.
Auch der „nach innen gekehrte Blick“, den Züchter sehen oder zu sehen meinen, wird häufig genannt.

Daneben gibt es die erwähnten sicheren Diagnoseverfahren:
Dazu gehört die Relaxinkonzentrationsbestimmung im Blut, welche ab dem 30. Tag nach dem ersten Deckakt durchgeführt werden kann. Die Sicherheit liegt nach SCHÖNE et. al. 2004 bei 97,83% (tragende Hündin wird als tragend erkannt) für den FASTest® RELAXIN-Test. Falsch positive Ergebnisse kamen in der Studie nicht vor.
Will man also nur wissen, ob die Hündin trägt, ist dieser Test sicher empfehlenswert, man muss allerdings Blut nehmen.

Weiters können die Fruchtkammern zwischen dem 25. und 35. Tag nach dem Deckakt von einem geübten Tierarzt ertastet werden. Eine Palpation stellt natürlich ein gewisses Risiko für die ungeborenen Welpen dar und sollte daher nicht von Laien durchgeführt werden. Die Wurfgröße lässt sich hierbei nicht ermitteln.

Röntgen ist ab dem 45. Tag möglich, da sich erst die Knochen der Feten mineralisieren müssen. Durch Überlagerung der einzelnen Welpen ist bei großen Würfen keine genaue Anzahl bestimmbar, wer möchte, kann es ja versuchen:

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Kleine Würfe sieht man dagegen meist sehr gut und wenn der Bauch der Hündin nur einen kleinen Wurf erwarten lässt (häufig bei Zwergrassen), wird ein Röntgen empfohlen.

Der Ultraschall (Sonografie) ist wohl die ideale Möglichkeit, um die Trächtigkeitsdiagnose durchzuführen und den Zustand selbiger zu beurteilen.
Ab dem 18. Tag nach der Befruchtung (dies ist nicht immer der Tag der Bedeckung!) können Fruchtkammern dargestellt werden, ab dem 23. Tag ist auch die Herzaktivität der Feten sichtbar. Da man meist den genauen Zeitpunkt der Befruchtung nicht kennt, empfiehlt es sich, den Ultraschall erst ab dem 25. Tag nach dem Decken durchzuführen. Hierbei kann auch die Qualität des Fruchtwassers, die Aktivität der Feten (ab dem 34. Tag) und die Struktur der Fruchtkammern untersucht werden.
Ein Ultraschall beim trächtigen Hund ist im Regelfall keine Gesundheitsuntersuchung, wie das beim schwangeren Menschen der Fall ist, er dient lediglich der Trächtigkeitsdiagnose und nur in Ausnahmefällen und in beschränktem Ausmaß einer Kontrolle des Gesundheitszustandes der Hündin oder der Feten.
Ab dem 30. Tag ist die äußere Form der Welpen deutlich erkennbar, Kopf und Rumpf können unterschieden werden, ab dem 35. Tag auch Organanlagen, die Wirbelsäule, Augenhöhlen usw.
Bei mehr als 4 Welpen wird die Zählung ungenau, da man versehentlich doppelt zählen kann – die Fruchtkammern befinden sich ja in einer Y-förmigen Gebärmutter – und die Welpen oft weit oben unter den Rippenbögen liegen.

Bis zur 5. Woche kommt es regelmäßig zu einer Resorption von Feten und Fruchtkammern, was die Anzahl außerdem nach dem Ultraschall reduzieren kann. Wiederholt wird auch von Aborten oder Resorption nach einem Ultraschall berichtet, doch ist es quasi unmöglich, die tatsächliche Ursache dafür zu ermitteln. Wie erwähnt kommen Aborte und Resorption von Früchten nämlich regelmäßig in der ersten Trächtigkeitshälfte vor, sie werden nur vom Menschen nicht bemerkt. Ein Ultraschall während der Trächtigkeit oder der Schwangerschaft gilt gemeinhin als sicher, einzig das Infektionsrisiko, das durch den Besuch einer Tierarztpraxis besteht, oder starker Stress bei Hündinnen mit schlechten Tierarzterfahrungen sind als negativ zu werten. Auch (züchtende) Tierärzte selbst sehen daher Ultraschalluntersuchungen mitunter kritisch.
Der Ultraschall wird am besten an der stehenden Hündin durchgeführt, nicht nur, um ihr Stress zu ersparen, sondern da sich die Gebärmutterhörner so nach unten an die Bauchdecke senken.

Zur Illustration ein Foto von einem Ultraschall beim Whippet am 29. Tag nach dem ersten Deckakt, es sind 3 Fruchtkammern und links gut ein Fetus erkennbar:

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Die Fruchtkammern liegen hier nah beieinander, was auf einen großen Wurf hindeutet, das Fruchtwasser ist klar, die Fruchtkammern sind schön abgegrenzt. In diesem Stadium waren schon Herzschläge erkennbar, es ist der A-Wurf mit letztlich 8 Welpen. Durchgezählt haben wir damals nicht 😉

Zusammengefasst kann man sagen, dass eine Trächtigkeitsdiagnose dann sinnvoll ist, wenn man aus irgendeinem Grund bereits relativ früh sicher wissen muss, ob die Hündin tragend ist. Ansonsten lässt sich über die Anzahl der Welpen keine Aussage treffen, außer, man führt ein Rötgen spät in der Trächtigkeit durch, wenn die Welpen nicht mehr resorbiert werden können und die Knochen röntgendicht genug sind.
Selbst geübte Tierärzte können mit einem Ultraschall keine exakte und 100% verlässliche Aussage zur Welpenzahl treffen und wird ein Schall zu früh durchgeführt, kann das zu falschen Aussagen führen. In beide Richtungen: Die Hündin ist leer, weil noch nicht weit genug entwickelte oder nur wenige und weit oben liegende Welpen, oder die Hündin ist tragend und die Hündin resorbiert nach dem Schall. Solche Dinge passieren immer wieder, wobei man sich als Außenstehender manchmal schon fragt, wie eine Trächtigkeit (auch bei kleinen Würfen) übersehen werden konnte – die unsicheren Anzeichen sind nämlich auch nicht ganz zu vernachlässigen…
Einfach zu warten, bis die Hündin deutliche Trächtigkeitsanzeichen zeigt, kann aber durchaus eine Option sein.

Und wir warten vorerst auch mal ab, denn wir sind erst „rund um die Einnistung“ und da sieht man, wie wir jetzt wissen, noch nicht wirklich viel. Man hat höchstens „so ein Gefühl“ 🙂

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Zum Weiterstöbern:
Leitsymptome Gynäkologie und Geburtshilfe beim Hund von Axel Wehrend
Atlas und Lehrbuch der Ultraschalldiagnostik von Wolfgang Kähn

C-Wurf: Trächtigkeitstagebuch

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Am meisten bin ich derzeit auf Facebook aktiv, da es unterwegs leichter ist, mal schnell einige Fotos und Infos zu posten. Wie beim A- und B-Wurf gehört aber auch beim C-Wurf das Trächtigkeitstagebuch auf der Homepage dazu, denn nicht jeder liest auf FB mit. Darüber hinaus ist es tatsächlich schön, auch nach Jahren noch die Trächtigkeit und die Geburt nachvollziehen zu können, Parallelen zu ziehen und Unterschiede zu finden.
Deshalb gibt es nun eine vorläufige Version ohne Fotos, denn die HP ist ja nun auch schon in die Jahre gekommen und zickt manchmal ein wenig beim Upload 😉
Klick mich.
Viel Freude beim Lesen!
Und: Wir sind quasi schon bei der Halbzeit angelangt…

C-Wurf: Die ersten Bilder


Geburtsbericht C-Wurf

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Samstagabend gegen 19 Uhr fällt bei Lori die Temperatur um 0,5°C (danach habe ich nicht mehr gemessen) und ihre Atemfrequenz ist leicht erhöht – Anzeichen dafür, dass es im Laufe des nächsten Tages zur Geburt kommen wird. Es ist bereits der 64. Tag nach dem ersten Deckakt am 2. September, aber da sie meiner Meinung nach relativ früh gedeckt wurde und sämtliche Anzeichen einer Trächtigkeit etwas später als üblich zeigte, liegt das völlig in der Norm. Wir gehen also noch eine flotte Runde spazieren und Michael macht sich mit den anderen Hunden auf zur Geburtstagsfeier seiner Mutter. In der Nacht wechselt Lori manchmal den Platz, ist aber ansonsten unbeeindruckt. Wir verbringen den Tag dann zusammen in der Wurfkiste, alles ist entspannt und geradezu langweilig. Gelegentlich hechelt sie kurz und um 13 Uhr geht eine größere Menge Zervixschleim mit blutigen Schlieren ab. Eindeutig kann es nicht mehr lange dauern – na gut, 6 Stunden waren es dann, aber so eine Geburt braucht eben einfach seine Zeit 🙂

Um 19 Uhr kommt dann endlich Bewegung in die Sache, Lori knabbert zwar noch ein Stück Bullenmaul, beginnt aber häufiger zu hecheln, kratzt und beißt immer wieder in die Unterlagen und hat offenbar stärkere Wehen, auch Schleim geht wieder ab. Wir gehen alle paar Minuten raus in den Garten. Um 19.35 Uhr dann die erste leichte Presswehe, Lori wechselt daraufhin die Plätze und presst einige Male im Stehen, dabei geht etwas Flüssigkeit ab. Es vergeht dann etwas über eine Stunde mit regelmäßiger werdenden Wehen und sie plagt sich manchmal schon sichtlich. Im Geburtskanal kann ich den Welpen in einer intakten Fruchtblase ertasten, also alles wunderbar. Theoretisch könnte ich weiter warten, aber ich möchte nicht, dass sie sich unnötig anstrengt, wer weiß, was noch kommt. Ich beschließe also, sie etwas zu unterstützen und nötige sie in den Garten, wo sie ein paar Runden unter den Büschen dreht, wild unter dem Geißblatt buddelt. Anschließend gehen wir wieder nach oben und bald darauf zeigt sich auch die Fruchtblase, es ist 21 Uhr. Sicher ist es ein dicker Brocken und der erste Welpe ist immer hart. Bei den nächsten starken Presswehen in sitzender Position ziehe ich sie etwas hoch, sodass sie stehen muss (das macht es ihnen leichter bei großen Welpen), und da erscheint der Kopf. Ich ziehe den Welpen bei einer kräftigen Wehe halb heraus, das tut natürlich weh, muss aber sein… Meine Intervention dauert vielleicht 5 Sekunden und es blieb auch die einzige. Die Fruchtblase wird über der Schnauze eröffnet, während Lori noch verdattert dreinschaut, aber schon beginnt sie, ihn zu befreien, zu säubern, abzunabeln und die bald nachkommende Plazenta zu vertilgen.
21.10 Uhr, ein wunderschöner blauer (eventuell dann fawn) Mantelschecke mit perfekter Zeichung und stattliche 350g schwer! Hungrig ist er natürlich auch 🙂
Er soll Cielo heißen, das bedeutet Himmel, Schatz oder Schätzchen und Glückseligkeit auf Spanisch.

Um 21.38 kommt dann ein weiterer Rüde zur Welt, diesmal ohne viel Mühe nach zwei Presswehen. Ein roter Schecke mit einer ganz speziellen Zeichnung und leichtem Schwarzstrom, 340g schwer. Noch mit dem Hinterteil im Geburtskanal fängt er nach dem Öffnen der Fruchtblase sofort an, zu fiepsen und an der hintersten Zitze zu saugen.
Kaum ist er halbwegs sauber und gewogen, kommt um 21.55 Uhr unvermittelt nach nur einer Wehe eine kräftige schwarze Hündin mit 360g zur Welt. Ich denke, man hört meine Überraschung auf dem Video 😉 Auch sie hat eine sehr schöne Zeichnung und ich bin gespannt auf ihre spätere Farbe, leichter goldener Strom zeichnet sich ab. Sie soll Catalina heißen.
Der nächste Welpe wird um 22.29 Uhr geboren und kostet Lori ein paar Presswehen und ein Fiepen mehr, mit über 380g ist es gar nicht mal ein dicker Brocken, sondern ein sehr großer. Ein roter Mantelschecke mit unterbrochenem Kragen und dunkler Maske, ganz der Papa Niyol 🙂 Nach einer kurzen Pause flutscht dann um 23.15 Uhr sein Zwilling quasi nebenbei in meine Hand, eine Kopie von Niyols Mama Mica mit nur 280g. Ich denke, ich werde sie Canela taufen, Zimt auf Spanisch. Sie wird als einziger Welpe mit den Hinterläufen voran geboren und ist interessanterweise bereits ausgepackt und abgenabelt. Ich warte auch vergeblich auf die Plazenta, was jedoch keine dramatische Sache ist. Diese wird im Regelfall später ausgeschieden oder sucht sich im Laufe der nächsten Tage stückweise den Ausgang. Der Wochenfluss ist lediglich stärker als üblich. Lori bekommt von mir austreibende und milchbildende Kräuter zur Unterstützung.
Lori presst jedenfalls nach dem fünften Welpen gelegentlich noch und hechelt, ich warte also auf einen letzten Welpen oder die Plazenta von Nr. 5. Aber als sich bis kurz nach Mitternacht nichts mehr tut und sie ruhig wird, ich auch nichts mehr im Bauch ertasten kann, mache ich die Kiste sauber. Und warte. Das ist noch nicht ganz rund, schließlich habe ich 6 Welpen für den 4. November vorhergesagt 😉
0.35 Uhr – der letzte Welpe wird ganz unkompliziert geboren, noch ein kräftiger und aktiver Rüde mit 360g. Ein blaugestromter Schecke, juhu!

Jetzt ist es geschafft, eine wunderschöne und entspannte Geburt liegt hinter uns, alle Welpen sind auf den ersten Blick gesund, vital und hungrig und Lori macht ihren neuen Job ganz toll.
Natürlich bin ich sehr verliebt und finde vor allem die Zwillinge ganz toll, für mich „Die Zwillinge 2.0“, in Anlehnung an meine Whippetzwillinge Enya und Buddy 😉 Die Gewichtszunahme in den ersten Tagen ist bei allen Welpen ausgesprochen gut (40 bzw. heute 50-60g täglich), am 3. Lebenstag werden wir bereits die 500g-Marke knacken.
Ich bin noch immer so stolz auf Lori, auf Niyol und die Welpen, auf mich und auf meine anderen Hunde, die das gut wegstecken und die Welpen vom Bett aus betrachten dürfen. Besonders Enya ist völlig außer sich und wird sicher bald mit Freude ihre Pflichten als (quasi) Großmutter übernehmen.
Mein Dank gilt allen, die diesen Wurf direkt oder indirekt möglich gemacht haben, es ist für mich einfach eines der großartigsten Erlebnisse ❤
Fun fact: Der A-Wurf wurde am Geburtstag meines Opas geboren, der B-Wurf am Geburtstag von Michaels Vater und der C-Wurf nun am Geburtstag von Michaels Mutter. Mal sehen, wer das nächste Mal zur Ehre kommt.

Wer die Videos der Geburt sehen möchte, kann das auch direkt auf YouTube in dieser Playlist: Klick!

Wie geht es nun weiter?
Da der Wurf mit sechs Welpen „nur“ mittelgroß ist, sind natürlich alle Welpen vergeben, was aber auch bei einem größeren Wurf so gewesen wäre. Abwarten müssen die neuen Familien noch einige Wochen, denn reserviert wird nur, was man auch kennengelernt hat 😉
Eventuell kann ich 2020 wieder die Zeit für einen weiteren Wurf mit Lori aufbringen, wenn sich bis dahin alle Welpen entsprechend unserer Vorstellungen entwickelt haben.
Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, Welpen in die Welt zu setzen, auf das Leben vorzubereiten und eine Hündin durch diese Lebensphase zu begleiten, die viel Vertrauen verlangt. Für mich ist der Unterschied zwischen Enyas und Loris Geburten und der von Bluni, die zwar zur Familie gehört, aber eben Michaels Hund war und ist und zu ihm die stärkste Bindung hat, ziemlich deutlich geworden. Daher habe ich bisher auch bei Anfragen zur Zuchtmiete (eine Hündin wird zur Geburt und zur Aufzucht der Welpen in den Züchterhaushalt gebracht) immer abgelehnt. Aus diesem Grund weiß ich auch nicht, ob eine der beiden Hündinnen irgendwann für einen Wurf zurückkommt.
Ein kleiner „lobito azul“ bleibt also auch zukünftig etwas Besonderes, für das man Geduld und Einsatz mitbringen muss…

C-Wurf: 2. bis 11. Lebenstag

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Die Zwerge wachsen und gedeihen wunderbar, drei der Rüden wiegen bereits über 1kg und heute, am 13. Lebenstag, öffnen sich die ersten Äuglein. Lori nimmt auch diese neue Aufgabe so entspannt wie immer an, gönnt sich ihre verdienten Auszeiten und sorgt trotzdem dafür, dass sowohl Welpen als auch Kiste immer picobello sauber sind. So sauber, dass ich mir schon oft Gedanken gemacht habe, ob die Verdauung eh auch normal funktioniert. Muss sie wohl, bei Gewichtszunahmen von bis zu 100g pro Tag und zufrieden schlafenden Welpen 😉
Es könnte nicht besser laufen!
Für Dezember steht für jede Familie mindestens schon ein Besuchstermin und auch die meisten Übergabetermine und Flugtickets sind gebucht. Ein komisches Gefühl, dass nach jahrelanger Planung alles so schnell geht…

Die täglichen Updates über die Entwicklung der Welpen und die Videos finden sich aktuell alle auf Facebook, ich hoffe aber, dass ich irgendwann Zeit finde, sie als Erinnerung auch auf den Blog zu übertragen.

Farbzucht beim Whippet? Blauer Whippet gesucht!

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Corazón trägt d/d und ist blaugestromt – und als Welpe noch mit blauen Augen zu bewundern

Tasso e.V., die beliebteste Tierdatenbank, die bei der Suche nach vermissten Haustieren hilft, hat die „Top 5“ der 2018 registrierten Rassen veröffentlicht. Tasso ist ein eingetragener Verein und die Registrierung ist kostenlos, ich empfehle sie immer und habe sie auch für den A-Wurf und alle meine vermittelten Tierschutzhunde durchgeführt. Der B-Wurf war dann bei ifta registriert und der C-Wurf geht überwiegend ins Ausland mit eigenen Datenbanken.
Durchgeführt wird eine Registrierung also nur von den eher verantwortungsvollen Hundehaltern, also von einem Bruchteil. Das muss man beim Lesen der Zahlen berücksichtigen, die weniger verantwortungsbewussten Halter scheinen gar nicht erst auf.

Auf Platz 1 der in 2018 registrierten Hunde: Der Mischlingshund mit 87.000 Neuanmeldungen.
Logisch, darunter fallen die meisten Tierschutzhunde, alle Hoppala-Würfe, alle Designerdogs usw.

Auf Platz 2: Der Labrador Retriever mit 20.548 Hunden.
Auch nachvollziehbar, das Image des sich selbst erziehenden Familienhundes bleibt ihnen trotz zahlreicher gegenteiliger Beispiele. Aber: Aus VDH-Zuchten stammen laut Statistik der letzten Jahre nur rund 2500 Welpen.

Auf Platz 3: Der Deutsche Schäferhund. 13.402 Hunde wurden hier neu gemeldet, im VDH gezüchtet aber nur rund 10.000 (seit 2009 fällt die Anzahl der gezüchteten Welpen beim DSH kontinuierlich, damals waren es noch 15.000 pro Jahr). Die Diskrepanz ist nicht so groß, der DSH aber auch kein klassischer Modehund.

Auf Platz 4: Der Chihuahua mit 12.001 angemeldeten Hunden. Gezüchtet im VDH in 2017: 677 Welpen, Tendenz stark fallend.

Auf Platz 5: Die Französische Bulldogge mit 11.203 Neuanmeldungen und nicht mal 240 unter kontrollierten Bedingungen im VDH gezüchtete Welpen, Tendenz ebenfalls fallend.

Quelle: Welpenstatistik des VDH

Woher stammen all diese Hunde?

Einige wenige stammen aus FCI-Zuchten im Ausland, je nach Rasse vielleicht eine Hand voll oder beim Labrador auch einige Dutzend.
Der Verdacht liegt allerdings nahe, dass die Mehrheit dieser Hunde, ähnlich wie viele „Mischlinge“, aus unkontrollierten Zuchtstätten und vor allem aus Massenproduktionen stammen. Seit Aufklärungskampagnen und Dokumentationen das Leid der Zuchthunde und der Welpen in deutsche Wohnzimmer tragen, dürfte das Bewusstsein dafür zwar gestiegen sein, zu vielen Menschen ist die Herkunft ihres Hundes aber schlichtweg egal. Sie wollen ihn heute und sie wollen ihn in einer speziellen Farbe. Wer liefern kann, bekommt den Zuschlag.
Diese Mentalität macht natürlich auch vor kontrollierten Zuchtstätten innerhalb der FCI nicht Halt, und zwar auf beiden Seiten, bei Käufern und Züchtern.
Die Erfahrung lehrt, dass Hunde mit VDH-Papieren (für Deutschland, ÖKV für Österreich, SKG für Schweiz etc.) nicht zwangsweise verantwortungsvoll (im Hinblick auf Gesundheit und Wesen) geplant und auch gut sozialisiert sind. Ich bin der letzte Mensch, der Züchtern innerhalb der Zuchtverbände einen Persilschein ausstellen würde. Es zeigt sich aber leider immer wieder, dass das noch viel weniger bei Welpen ohne Papiere oder von freien Vereinen außerhalb des internationalen Dachverbandes FCI der Fall ist.
Denn was sind die Beweggründe dafür, außerhalb der FCI zu züchten?
Oft geht es bei der Zucht nur um Optik, besonders spezielle Farben wie Merle oder dilutierte Farben wie Blau, Schoko, Lilac, Silver und wie sie nicht alle heißen, stehen im Vordergrund – und gefährden direkt oder indirekt die Gesundheit der Hunde!
Erst kürzlich wurden eine um durchschnittlich 2 Jahre verkürzte Lebenszeit und vermehrte Gesundheitsprobleme in Zusammenhang mit der Zucht von schokofarbenen Labrador Retrievern nachgewiesen. Diese Hunde sind im Schnitt nachweislich kränker, leben kürzer und haben ein vom Standard abweichendes Verhalten. Letzteres ist unter Labradorhaltern gut bekannt und die Begründung lautete immer: Sie wurden nur auf Optik gezüchtet, nie auf ihre Arbeitsleistung und das entsprechende Wesen.
Kommt einem das als Whippethalter bekannt vor? Oh ja, die Showdogs ohne Jagdambitionen, hah 😉
Schuld ist in diesem Falle nicht direkt die Farbe, sondern das Augenmerk in der Zucht auf der Farbe – und nicht auf Wesen und Gesundheit. Schokobraune Hunde sind aber eine anerkannte Farbe, die immerhin kontrolliert innerhalb der FCI gezüchtet wird. Noch viel schlimmer wird es dann bei den nicht anerkannten Farben, wie bspw. Silber, durch Einkreuzung von Weimaranern entstanden und teilweise mit quälenden Hautproblemen assoziiert. Dass der „Anfängerhund Labrador“ plötzlich Wesenszüge des sehr anspruchsvollen Weimaraners aufweist, kommt nicht selten überraschend für die neuen Halter. Und zack, wieder weg damit.
Ähnlich geht es mit dem beliebten Merle beim Chi und French Bulldog, eine Farbe, die innerhalb der FCI aufgrund der Gesundheitsproblematik (Taubheit, Blindheit) und aufgrund der Tatsache, dass sie durch Einkreuzung in die Rasse kam, nicht erlaubt ist. Oder eben bei vielen Rassen „neu“: Verdünnte Farben mit dem Risiko einer CDA usw.

Aber dieses Problem betrifft auch den Whippet.
Seit Jahren werben Züchter innerhalb und außerhalb des Verbandes mit „seltenen Farben“ wie Blau oder auch mit weißen Hunden.

Lustig daran ist, dass die Mutation für die blaue Farbe beim Whippet aber ausgesprochen verbreitet ist, und selbst wenn man es als Züchter möchte – man kriegt sie kaum raus 😉 Über 50% der bei MyDogDNA getesteten Whippets tragen ein oder zwei Allele dafür (gekennzeichnet mit d für dilute, also verdünnt), vererben also die blaue Farbe oder sind selbst blau.
Interessenten suchen also gezielt nach blauen Hunden und Züchter liefern diese blauen Hunde. Rest egal. Wie beim schokobraunen Labbi. Dass zusätzlich auch beim Whippet Symptome der CDA, also der Color Dilution Alopecia, der Farbverdünnungsalopezie/Farbmutantenalopezie auftreten können, wir gerne unter den Tisch gekehrt. Doch die Fellqualität nicht weniger einfarbig blauer Hunde lässt sehr zu wünschen übrig, man erkennt Haarbruch und manchmal zeigen sich auch Hautprobleme. Besonders oft ist das der Fall, wenn blaue Hunde mit blauen Hunden verpaart wurden. Natürlich ist es möglich, dass dies von einer autoimmunbedingten Schilddrüsenunterfunktion herrührt – aber das wäre nicht so viel besser, denn auch das ist ein züchterisches Problem und tritt dann vermehrt auf, wenn es an genetischer Diversität mangelt, also Hunde mit verwandten Hunden verpaart werden, um bestimmte (optische) Merkmale zu festigen. Wie Farbe bspw., ich weise erneut auf den Labrador hin.
Es ist also beim Whippet ebenfalls nicht prinzipiell die Farbmutation, die Probleme verursacht – wir haben selbst blaupigmentierte Hunde und blaupigmentierte Hunde gezüchtet, die herausragend dichtes und seidiges Fell haben – es ist die Zucht auf ein optisches Merkmal.

Cielo trägt d/d und zeigt damit eine verdünnte, blaue Fellfärbung – ist aber eigentlich, wie der Vater (D/d), rot mit einer dunklen Maske

Die weiße Farbe bzw. die Abwesenheit von gefärbten Stellen geht dagegen vermehrt mit Taubheit einher. Schuld daran ist wohl eine Fehlentwicklung des Innenohrs, oder besser der Härchen, die akustische Reize wahrnehmen und weiterleiten. Sie hängen in ihrer Entwicklung zusammen mit den Melanozyten, also den Pigmentkörperchen, die für die dunkle Pigmentierung bei weißen Hunden verantwortlich ist. Kommt ein blaues Auge hinzu, ist das Risiko groß, einen ein- oder beidseitig tauben Hund vor sich zu haben. Verwechseln darf man hier aber nicht die blauen Augen von dilutierten Welpen mit den blauen Augen der erwachsenen Hunde! Blaue Augen beim Welpen werden immer dunkel, ob bräunlich oder eher ins gelbliche oder gar grünliche Spektrum gehend, hängt von anderen Faktoren ab.
Aus anderen Rassen ist der Zusammenhang zwischen Farbe und Taubheit bekannt (Klassiker Dalmatiner, Pitbull usw.) und in den USA, wo gerne sog. „high whites“, also Hunde mit sehr viel Weißanteil gezüchtet werden, ist ein Hörtest eine der wichtigsten Gesundheitsuntersuchungen. Die Amis sind oft schrecklich konsterniert, wenn sie erfahren, dass wir Europäer nicht das Gehör der Welpen oder Zuchthunde testen – der Bedarf besteht bei uns aber glücklicherweise selten. Es wird übrigens bei der Zucht von high whites immer darauf geachtet, dass zumindest die Ohren gefärbt sind – die Zucht von gänzlich weiße Whippets, wie von manchen gewünscht, scheidet also aus gesundheitlichen Gründen eigentlich aus.

Bluni ist ein Starkschecke (high white) und trägt D/d, also ein Allel für die blaue Farbe – das nicht exprimiert wird

Merle wurde kürzlich explizit als Fehler bzw. als nicht existent im Standard des Whippets fixiert, auch das nicht ohne Grund (KC Standard).

Es spricht in Summe nichts gegen eine verantwortungsbewusste Farbzucht beim Whippet, denn es sind alle Farben außer Merle erlaubt und es gibt durchaus die Möglichkeit, gewisse Farbpräferenzen zu berücksichtigen. Meine Zuchtstätte heißt „de Lobito Azul“, weil ich verdünnte Farben gerne mag. Es fallen aber nur durch Zufall und niemals geplant blaupigmentierte Hunde, meine Würfe sind eher bekannt dafür, kunterbunt gefärbt zu sein. Und ich finde Überraschungen bei der Geburt ohnehin viel spannender, meine Interessenten zum Glück auch.
Wenn aber die Farbe das Alleinstellungsmerkmal eines Züchters ist oder der Fokus auf bedenkliche Art und Weise darauf gelegt wird (eben bspw. auch ohne Rücksicht auf Gesundheitswerte, Untersuchungen, Inzucht etc.), womöglich ein höherer Preis damit gerechtfertigt wird, ist es ratsam, Abstand zu halten.

Bitte schaut darauf, woher ihr eure Welpen holt. Vielleicht habt ihr Glück und alles passt wunderbar für euch und euren Hund, aber viel zu oft ist das nicht der Fall. Die Käufer sind ein wesentlicher Faktor in der Zucht, wenn nicht der bestimmende Faktor. Die Anfragen bestimmen leider die Produktion, das ist wie überall in der Wirtschaft. Was sich ja eindrücklich bei der Farbzucht zeigt…

Anbei noch ein Link zu meinen
Gedanken zu Züchterwahl

Ridge, Cowlick, Nackenwirbel, Fellwirbel beim Whippet?

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In der Schweiz wird eine Untersuchung zum Thema Fellwirbel beim Whippet durchgeführt, es gibt dazu Ausschreibungen in Deutsch, Englisch und Französisch und es wäre schön, wenn meine Leser hier die Information an betroffene Hundehalter und Züchter weiterleiten würden.

Zu finden sind sie hier:

Aufruf zur Beteiligung an der Studie „Nackenwirbel“

 

Liebe Whippetzüchter                                                                      

Liebe Whippet-Liebhaber

Liebe Zuchtverantwortliche der Rasse Whippet          

 

Auf diversen Kanälen wurde und wird in Whippet-Kreisen zum Thema «Haarwirbel auf dem Nacken bei Whippets» (auch Halswirbel, Cowlick, Ridge, usw.) diskutiert.

Es scheint, dass ein genetischer Erbgang dafür verantwortlich sein könnte.

Außerdem interessiert die Frage, ob diese Fellvariante dem FCI-Whippet-Standard entspricht oder nicht, und ob sie gesundheitsrelevant ist.

Wir gelangten daher mit der Frage nach der Entstehung von Haar-/Fell-Wirbeln an die Dermatologen. Diese wiederum haben uns umgehend an die Genetiker verwiesen.

Es ist uns gelungen, die Abteilung Genetik unter Prof Dr. Tosso Leeb an der Universität von Bern/CH auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Diese bietet uns ab sofort die Möglichkeit, betroffene Hunde zu testen. So könnte es möglich sein, den vermuteten Erbgang zu durchleuchten und wenn möglich nicht betroffene Hunde als «Träger» zu identifizieren.

Selbstverständlich ist die sachliche Diskussion offen und wünschenswert, wie mit diesen «Wirbeln» umgegangen werden soll. Auch die Richtergremien sollten zu gegebener Zeit dazu Informationen erhalten für eine einheitliche Handhabung.

 

 

Benötigt werden:

  • 5 ml EDTA Blut
  • Fotos des Wirbels (mit Abtretung des Urheberrechtes zwecks späterer Veröffentlichung von möglichen Studien)
  • Stammbaum des betroffenen Hundes
  • Dabei sind für die Studien weniger die Namen der Hunde von Bedeutung als die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hunde. So könnte das z.B. aussehen:


 

Schicken an:
Prof. Dr. Tosso Leeb

Institute of Genetics, University of Bern

Bremgartenstrasse 109a, P.O. Box 3350

3001 Bern, Switzerland

 

Phone: +41 31 631 23 26

E-Mail: Tosso.Leeb@vetsuisse.unibe.ch

www.genetics.unibe.ch

 

Praktischer Hinweis für die Tierärzte :

Hundeblut aus der EU darf ohne besondere Bewilligung in die Schweiz importiert werden. Versand der Blutproben und Unterlagen möglichst als Brief mit geeignetem Verpackungsmaterial (und nicht als Päckchen oder Paket). So oder so sollen die Proben richtig deklariert werden: «Hundeblut zu Forschungszwecken, Wert: 1 CHF». Bitte immer einen geringen Wert angeben, damit kein Zoll bezahlt werden muss.

 

Wir hoffen, mit diesem Aufruf zu möglichst vielen Proben von betroffenen (oder verwandten) Whippets zu kommen.

Wir zählen daher auf Ihre Mithilfe, die Züchter und Besitzer von Hunden in ihrem Land zu motivieren, an diesen Erhebungen raschmöglichst teilzunehmen und bedanken uns jetzt schon für Ihre geschätzte Unterstützung.

 

Whippet- und Windspielclub der Schweiz WWCS     

     

 

Präsident Herr Simon Wullschleger

Zuchtwartin Frau Antje Wullschleger

Egmethof 1

CH- 5064 Wittnau

 

Im November 2018

Winter Wonderland Deluxe

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Die Kälte hält an und der Winter zeigt sich nun auch manchmal von seiner schönsten Seite. Wenn die Bedingungen günstig sind, kann man auf den stellenweise mehr als 1m Schnee sogar ganz gut laufen, wenn sie nicht so günstig sind, kämpft man sich eben trotzdem durch – Winterspeck gibts bei uns nicht 😉 Und wenn gar nichts mehr geht, kann man immer noch in tiefere Lagen ausweichen und z.B. auf dem Eis spazieren gehen!

Heute sind es drei Monate seit der Geburt der C’s und Lori ist schon längst wieder ganz die Alte, vielleicht sogar eine Spur bewegungshungriger als vorher? Auf jeden Fall ist sie jagdlich motivierter, etwas, das wir bisher bei allen drei Hündinnen feststellen konnten. Sie ist jetzt erwachsen…er 😉 Ganz erwachsen wird sie vermutlich nie, worüber ich persönlich auch ein wenig froh bin. Es macht einfach zu viel Spaß, mit ihr zu toben und durch den Schnee zu kugeln, sie dabei zu beobachten, wie sie imaginäre Hasen und ihr Frisbee jagt und nie genug vom Laufen bekommt. Es ist wirklich großartig, wie toll sie Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht gemeistert hat ❤

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